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Albanien 4 - Tirana |
Skanderbeg-Platz
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Quelle:
http://de.wikipedia.org/wiki/Skanderbeg-Platz
Der Skanderbeg-Platz (albanisch Sheshi Skënderbej) ist der
Hauptplatz der albanischen Hauptstadt Tirana. Er liegt zentral in der Stadt
umgeben von öffentlichen Gebäuden; mehrere Straßen enden hier aus allen
Richtungen kommend.
Benannt ist er nach dem albanischen Nationalhelden Skanderbeg. Seine
Gesamtfläche beträgt etwa 38.000 m². Der Platz ist wirtschaftlich, kulturell,
infrastrukturell und politisch das Zentrum des Landes.
Gestaltung
Dem Platz fehlt ein einheitliches Aussehen: Er besteht aus mehreren Flächen, die
im Verlaufe der Zeit hinzugekommen sind, und nur wenig einheitlich gestalteten
Gebäuden, die im Vergleich zur Weite des Platzes eher niedrig sind. Der
Skanderbeg-Platz besteht aus einem ovalen Hauptteil und drei viereckigen
Nebenteilen, die sich im Norden und Nordwesten anschließen. Neben dem
architektonisch gestalteten ältesten Teil mit den einheitlichen Ministerien und
der Stadtverwaltung (Bashkia) im Stil der Neorenaissance liegen große Flächen
mit wenigen großen Monumentalbauten.
Anlage bis 2010
Am Rande des zentralen und südlichen Teils verlief ein großer
Kreisverkehr aus etwa drei bis vier Spuren. Die Flächen im westlichen Teil
wurden noch von einigen Verlängerungen der Zubringerstraßen durchschnitten.
Auf dem zentralen Teil stand eine Brunnenanlage mit einigen Wasserspielen, die
aber selten in Betrieb war. In der Mitte des südlichen Teils befand sich eine
kleine Parkanlage oder Garten, die etwas tiefer lag – um den Gebäuden eine
imposantere Wirkung zu verleihen – und von ein paar hohen Bäumen gesäumt war.
Am Übergang zwischen dem alten und dem zentralen Teil stand das
Skanderbeg-Denkmal. Im nordwestlichen Teil stand einst eine große Statue von
Enver Hoxha, die 1991 gestürzt wurde. Der Platz diente damals vor allem seiner
Repräsentation.
Der kleine Nebenteil vor der Nationalbank war im Gegensatz zu den meist
asphaltierten Flächen mit Bäumen bepflanzt. Die Nadelbäume in der Parkanlage im
südlichen Teil wurden um das Jahr 2005 gefällt.
Neugestaltung
In den Jahren 2011 und 2012 wurde der Platz umgestaltet. Der südliche Teil
zwischen den Ministerien ist eine Rasenfläche. Auch ein Streifen vor dem
Kulturpalast wurde begrünt. Die Brunnenanlage auf dem zentralen Teil wurde
aufgehoben zugunsten einer weiten, gepflasterten Fläche. Im westlichen Teil gibt
es jetzt eine kleine Parkanlage mit vielen neu gepflanzten Bäumen, wofür auch
einige Straßenstücke aufgehoben wurden.
Der Autoverkehr wird noch immer in einem großen Kreisverkehr um den zentralen
und südlichen Teil herumgeführt. Schmalere Fahrbahnen und Verkehrsinseln geben
Fußgängern und Fahrradfahrern neuen Raum und Sicherheit.
Skanderbeg-Denkmal
Dem Namensgeber Skanderbeg zu Ehren wurde anlässlich seines 500. Todestags im
Jahr 1968 im Mittelpunkt des Platzes eine elf Meter hohe, bronzene Reiterstatue
errichtet. Das Denkmal wurde von Odhise Paskali entworfen. Das Monument von
Josef Stalin, das zuvor an dieser Stelle stand, wurde versetzt.
Gebäude
Der Platz wird vom Tirana International Hotel, dem Kulturpalast mit Oper und
Nationalbibliothek, der Et'hem-Bey-Moschee und dem Uhrturm dahinter, der
Stadtverwaltung (Bashkia), dem Ministerium für Öffentliche Arbeiten, Transport
und Telekommunikation, dem Landwirtschaftsministerium, dem Ministerium für
Wirtschaft, Handel und Energie, dem Puppentheater, dem Hauptsitz der Partia
Socialiste e Shqipërisë, der Banka e Shqipërisë und dem Historischen
Nationalmuseum umgeben (von Norden im Uhrzeigersinn). Das große Mosaik an der
Fassade des Nationalmuseums, das Albaner aus verschiedenen Epochen zeigt, prägt
noch immer den ganzen Platz.
Geschichte
Im Jahr 1917 wurde von den Österreichern ein öffentlicher Stadtplatz angelegt,
aus dem sich später der Skanderbeg-Platz entwickelte. Jedoch wurde diese Fläche
westlich des Basars schon früher als Sheshi Skënderbej oder Sheshi i Tregut
bezeichnet, auch wenn es noch wenig von einem Platz hatte. Ein von den
Österreichern 1917 erbautes Offizierskasino steht noch heute – genutzt als
Puppentheater – am Südwestrand des Platzes. Nachdem Tirana 1920 zur Hauptstadt
erkoren worden war und die Einwohnerzahl rasch anstieg, entstanden in der Folge
mehrere Bebauungspläne, die alle einen zentralen Platz an dieser Stelle
vorsahen, der von der Nord-Süd-Achse durch Tiranas Zentrum, im Norden der
Bulvardi Zogu I., im Süden der Bulevardi Dëshmorët e Kombit, durchschnitten
wird. Erste breite, grade Straßenzüge wurden durch das Häusergewirr angelegt.
Erst in den späten 1930er Jahren war der Skanderbeg-Platz fertiggestellt. In
dessen Zentrum stand eine kreisrunde Brunnenanlage, die 1944 im Krieg zerstört
und nicht mehr ersetzt worden ist. Gegenüber der Moschee stand das Rathaus aus
dem Jahr 1930, links davon im spitzen Winkel zwischen der Kavaja- und der
Durrës-Straße das Café Kursaal. Beide Gebäude, Rathaus und Café, wurden im
Rahmen späterer Umgestaltungen des Platzes abgebrochen. Die Nordost-Ecke des
Platzes bildete den Übergang zum Bazar-Viertel. Südlich des Brunnens schloss
sich die ovale Anlage mit den Ministerien an. Diese bildeten damals noch den
südlichen Abschluss der Stadt, aber eine Ausdehnung darüber hinaus war schon
lange geplant. Daneben entstand am westlichen Rand des Platzes etwas
zurückgesetzt noch der Hauptsitz der Nationalbank.
Nach dem Krieg wurde der Skanderbeg-Platz mehrfach umgestaltet. Bazar-Viertel
mit orthodoxer Kathedrale und Rathaus mussten den neuen Monumentalgebäuden Platz
machen, als der Skanderbeg-Platz ab den 1960er Jahren neu gestaltet wurde, um
Platz zu schaffen für eine weite Fläche für politische Veranstaltungen und
Kundgebungen vor der Kulisse von stalinistisch geprägten Monumentalbauten. Der
Kulturpalast entstand als erster Neubau im Stil moderner sozialistischer
Architektur mit einem hohen Portikus aus 18 Säulen in den Jahren 1960-1966. 1979
wurde das Hotel Tirana, bis weit in die 1990er Jahre mit 15 Stockwerken das
höchste Gebäude der Stadt, eingeweiht. Zwei Jahre später wurde das
Nationalmuseum eingeweiht, für das der Platz nochmals – nach Westen – erweitert
wurde. Die anfangs unbebaute Rasenfläche davor musste nach dem Tod von Enver
Hoxha weichen, als eine Statue zu seinen Ehren dort errichtet wurde.
Der damalige Bürgermeister Edi Rama (PS) verfolgte ab dem Jahr 2008 Pläne zur
Umgestaltung, um den Platz zu modernisieren und zu europäisieren. Er
veranstaltete zusammen mit der Stadtverwaltung und Experten einen
internationalen Wettbewerb, welchen 2008 das Architektur-Studio 51n4e gewann.
Die Umbauarbeiten begannen im März 2010, verzögerten sich aber, weil die von der
Demokratischen Partei dominierte Landesregierung Einspruch erhob. Sie sollen
2012 beendet werden. Die Rekonstruktion sah eine Umstrukturierung des Platzes in
eine Fußgänger- und ÖV-Zone vor, um ihn eine klare Bestimmung zu geben. Der
gesamte Verkehr sollte auf Umfahrungsstraßen umgeleitet werden. Die Baukosten
sollten sich auf etwa 11,5 Millionen Euro belaufen. Zwischen der Nationalbank
und dem Museum war ein neues Gebäude geplant, das den Platz klarer abschließt.
Zudem waren rund um den Platz noch einige Hochhäuser geplant, darunter den
bereits in Bau befindlichen TID Tower. Nach der Abwahl von Rama und der Wahl des
Demokraten Lulzim Basha zum neuen Bürgermeister wurde ein neuer Gestaltungsplan
realisiert, der mehr Grünflächen vorsah und den Autoverkehr nicht vom Platz
verbannt.
„Im Zentrum der Stadt findet man noch heute, was ganz am Beginn stand: Die Moschee, das Herz jenes osmanischen Dorfes vor hundert Jahren. Heute bilden der Platz und der von ihm ausgehende Boulevard das Herz der Stadt. Umrahmt von den Gebäuden aus der italienisch-faschistischen Periode und dem Kulturpalast, der das Symbol unserer politischen Liebesgeschichte mit der Sowjetunion ist. Unweit davon befindet sich das Hotel Tirana, das Symbol unserer politischen Liebesgeschichte mit China, dann das Nationalmuseum, ein Symbol unseres Narzissmus und unserer Selbstisolation. Und dann sind da noch die leeren Flächen, die von den gestürzten Denkmälern zurückgelassen wurden und uns an die Leere erinnern, in der wir nach wie vor in einem Spannungsfeld zwischen Vergangenheit und Zukunft gefangen sind. In diese Leere versuchen wir nun, den Platz der Zukunft zu bauen.“
– Edi Rama
Nutzung
Der Skanderbeg-Platz ist seit dem Zusammenbruch des kommunistischen Systems stark vom Autoverkehr geprägt. Als zentraler Knotenpunkt verbindet er viele Stadtteile miteinander. In den 1980er Jahren gab es keine Verkehrsreglung – die sehr wenigen Fahrzeuge querten den Platz fast beliebig. Später wurde ein großer Kreisverkehr eingeführt und das Befahren der Flächen in der Mitte verboten, so dass diese zu teils schwer zugänglichen Inseln im wilden Verkehr wurden.
Die meisten Buslinien von Tirana starten am Skanderbeg-Platz. Ausgangspunkte sind drei Bushaltestellen: eine etwas zurückgesetzt hinter dem Uhrturm im Osten, die anderen beiden am westlichen Rand des Platzes am Beginn der beiden Ausfallstraßen Rruga e Durrësit und Rruga e Kavajës.
Der große Platz wird auch als Veranstaltungsort genutzt. Es fanden hier politische Kundgebungen und Demonstrationen statt. Aber auch Konzerte wurden auf der Bühne vor dem Kulturpalast durchgeführt, so zum Beispiel 1999 ein Konzert von DJ Bobo mit 150.000 Zuschauern. In den 1990er Jahren standen auf dem Platz auch einige Jahrmarkt-Geschäfte neben unzähligen kleinen Verkaufsbuden, wie sie damals überall in der Stadt standen.
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