Albanien 57 - Mazedonien


Stadt Ohrid 1 - Informationen


 

Quelle Wikipedia (Auszüge): http://de.wikipedia.org/wiki/Ohrid

Ohrid, auch Ochrid geschrieben (Охрид), ist mit etwa 42.000 Einwohnern die achtgrößte Stadt Mazedoniens. Sie ist Verwaltungssitz der nach ihr benannten Gemeinde und liegt im Südwesten des Landes am Ohridsee, unweit der albanischen Grenze.

Ohrid bildet heute das wirtschaftliche, kulturelle und religiöse Zentrum der rund 220.000 Einwohner zählenden Region Südwesten und ist der größte Ort am Ohridsee. Unweit der Stadt befindet sich der Flughafen Ohrid, einer der zwei internationalen Flughäfen von Mazedonien.

Heutzutage ist Ohrid eine überregional bekannte Stadt des Tourismus. Die gut erhaltene Altstadt, die mittelalterliche Festung, die vielen Kirchen, Klöster und Moscheen sowie der große, jahrmillionenalte See ziehen nicht nur Fremde aus den Balkanländern, sondern auch aus ganz Europa und einigen Ländern Asiens an. Die UNESCO erklärte im Jahr 1979 den Ohridsee und ein Jahr später die Stadt Ohrid zum UNESCO-Welterbe.

Name
In der Antike war die Stadt unter dem griechischen Namen Lychnidós (Λυχνιδός) bekannt, was entweder von lychnís λυχνίς (Genitiv lychnidós; „ein kostbarer Stein, der Licht ausstrahlt“) oder von lýchnos λύχνος („Laterne, tragbares Licht“) kommt und vermutlich „Stadt des Lichts“ bedeutet. Später entstand aus Lychnidos unter den Römern das lateinische Lychnidus oder Lycnidus.

Im frühen Mittelalter taucht dann ein neuer Name auf. Im Jahr 879 ist erstmals der Name Ohrid belegt, das wahrscheinlich vom Slawischen kommt und „auf dem Hügel“ (vo hrid) bedeutet, was sich auf die Lage des antiken Lychnidos bezog. Im Mazedonischen und in den anderen südslawischen Sprachen wird die Stadt heute Ohrid (kyrillisch Охрид) genannt. Im Albanischen heißt sie Ohri (maskulin, bestimmte Form) und Ohër (unbestimmte Form). Im Türkischen wird sie Ohri genannt, wobei hier die Betonung auf dem H liegt und nicht wie im Albanischen auf dem O. Im modernen Griechisch wird die Stadt als Achrída Αχρίδα bezeichnet.

Geographie
Ohrid liegt auf 700 Meter Höhe über Meer (beim heutigen Marktplatz) am nordöstlichen Ufer des Ohridsees. Das Stadtgebiet erstreckt sich mit einer Fläche von rund neun Quadratkilometern über zwei Hügel und der umliegenden Ebene. Die beiden Erhebungen Gorni Saraj (Festungshügel) und Deboj liegen auf 785 bzw. 745 m ü. M. und bieten bei klarem Wetter eine gute Aussicht über Stadt, See und Umgebung. Durch die Jahrhunderte wuchs die Stadt von ihrem historischen Stadtkern aus vor allem in Richtung Nordosten zu ihrer heutigen Größe; es entstanden so neue großflächige Wohngebiete, die heute bis zu den Dörfern Leskoec und Velgošti reichen. Östlich des Stadtgebietes erhebt sich der bis zu 2255 m hohe Galičica-Bergzug, dessen Gebiet 1958 zum Nationalpark erklärt wurde.....

Bevölkerung
Nach der letzten Volkszählung vom Jahr 2002 hatte Ohrid 42.033 Einwohner. Zum orthodoxen Christentum bekannten sich 33.987, zum sunnitischen Islam 7.599, zur römisch-katholischen Kirche 119, zur protestantischen Kirche vier und zu anderen Religionen 324 Personen. Die Zahl der Haushalte wurde mit 12.043 angegeben, dies machte durchschnittlich 3,4 Einwohner pro Haushalt.

Ohrid war zu Ende der osmanischen Zeit eine eher kleine Stadt. Andere Städte in der Region wie Manastır und Üsküb waren zu dieser Zeit größer und für die Türken strategisch wichtiger. So zählte Ohrid zu Beginn des 20. Jahrhunderts nur rund 15.000 Einwohner; Manastır dagegen hatte über 60.000 und Üsküb etwas über 40.000 Einwohner. Erst zur Zeit Jugoslawiens wuchs die Stadt und zählte 1981 schon knapp 40.000 Einwohner. Am Wachstum waren Einwanderungswellen aus benachbarten Dörfern und aus Städten Mazedoniens sowie die einsetzende Industrialisierung der Stadt stark beeinflussend.....

Geschichte
Stadtgründung und frühe Entwicklung
Der fischreiche See und die strategisch günstige Lage zogen schon vor 5000 Jahren die ersten Siedler an. Die ältesten Skelettfunde auf dem Ohrider Stadtgebiet datieren aus dem 4. Jahrtausend v. Chr. Etwa um 800 oder 700 v. Chr. erfolgte dann die Stadtgründung unter dem Namen Lychnidos (aus dem altgriechischen Λύχνιδος, „Stadt des Lichtes“). Aufgrund einiger archäologischen Zeugnisse nimmt man an, dass die Gründer von den illyrischen Encheläern abstammten. Diese siedelten zu dieser Zeit um das Gebiet des Ohridsees und am Oberlauf der mittel- und südostalbanischen Flüsse Drin, Shkumbin und Devoll (siehe hierzu Liste der Flüsse in Albanien). Vorerst war Lychnidos jedoch eine kleine, eher unbedeutende Fischersiedlung mit wenigen Handwerkern und Händlern.

Als das Makedonische Reich seine Herrschaft immer weiter ausdehnen konnte, blieb auch Ohrid nicht von den makedonischen Feldzügen verschont. Obwohl das Gebiet westlich des Galičica-Gebirges lange Zeit in gewisser Weise unabhängig von den benachbarten Makedoniern war (ein Staatswesen ist nicht überliefert), eroberte der makedonische König Philipp II., der Vater Alexanders des Großen, im Jahr 355 v. Chr. die Lynkestis und konnte sein Einflussgebiet auch bis an die Ufer des Ohridsees ausdehnen.

Um 335 v. Chr. eroberte Alexander der Große weite Teile Illyriens und Thrakiens. Fortan entwickelte sich die eher unbedeutende Siedlung Lychnidos zu einer Stadt (Polis), in der sich auch griechische Kolonisten ansiedelten. In dieser Epoche des Hellenismus wurde unter anderem das antike Theater errichtet. Erstmals gab es in Lychnidos Musen: im Theater wurden Komödien, Tragödien und Dramen aufgeführt, die Hunderte von Zuschauern anzogen.

Nach dem allmählichen Zerfall des riesigen Reiches Alexanders des Großen (siehe hierzu Diadochenreiche) schrumpfte der makedonische Machtbereich immer mehr, nicht zuletzt durch die drei Makedonisch-Römischen Kriege, deren Ergebnis 148 v. Chr. die Eroberung durch die Römer war. Auch Lychnidos wurde Teil der römischen Republik und damit Kolonie des riesigen Imperiums. 146 v. Chr. wurde die römische Heerstrasse Via Egnatia angelegt. Die Lage Lychnidos an der strategischen Straße begünstigte die weitere Entwicklung der Stadt. Mit dem Verkehr auf dieser Trasse, die Rom und Konstantinopel verband, kamen Händler, Handwerker und römische Kolonisten nach Lychnidos. Die Stadt wurde Verwaltungs- und Handelszentrum der Region Dassaretia, die bis in die frühe Kaiserzeit eine freie Kommune (lateinisch libera gens dassaretiae) blieb. Die örtlichen Autoritäten verewigten sich in zahlreichen Monumenten, den bedeutendsten archäologischen Dokumenten aus der Antike in Ohrid. Die Romanisierung der Stadt kam im kulturellen Leben deutlich zum Ausdruck: Eine Agora, ein Gymnasion, ein Buleuterion und einzelne Tempel wurden errichtet. Im Theater wurden nun Gladiatorenspiele und Tierkämpfe aufgeführt.
 

Christianisierung und bulgarisch-orthodoxe Ära
Nach der Reichsteilung von 395 des römischen Reiches wurde Lychnidos Ostrom zugesprochen. Einige archäologische Funde aus dieser Zeit, wie zum Beispiel in der Polyconhous Basilica aus dem 5. Jahrhundert, weisen die Annahme des Christentums nach. Lychnidos wurde in der späten Antike unter den Byzantinern Bischofssitz. Der einzige bekannte Metropolit der Stadt, Bischof Dionysos von Lychnidos, ist als Teilnehmer der Synode von Serdica (343 n. Chr.) bezeugt. Am 29. und 30. Mai 526 n. Chr. wurde Lychnidos von einem verheerenden Erdbeben heimgesucht; große Teile der Stadt lagen in Trümmern oder wurden durch Brände in Schutt und Asche gelegt. Seit diesen Tagen sind keine Inschriften mehr über Lychnidos nachgewiesen. Es ist ungeklärt, ob die Stadt als Siedlung weiter existierte oder durch Slawen neu gegründet wurde.

Mit der Einwanderung der Slawen breiteten sich diese auch in der Region des Ohridsees aus. Die Stadt wurde als Bischofsresidenz im Vierten Konzil von Konstantinopel (879/880) erstmals mit dem Namen Ohrid erwähnt. Sie hatte jedoch wohl schon früher existiert und wurde vermutlich 842 dem Ersten Bulgarischen Reich angegliedert.

Nach der Annahme des Christentums durch die Bulgaren im Jahr 863 wurde Ohrid neben Preslaw zu einem zweiten kulturellen und religiösen Zentrum des bulgarischen Reiches ausgebaut, in dem unter anderem der Stadtpatron Kliment die Schule von Ohrid gründete. Als Bischofsstadt war Ohrid im Mittelalter ein bedeutendes geistiges Zentrum des bulgarischen Reiches und des orthodoxen Christentums Südosteuropas. Die Gelehrten Kliment und Naum wirkten dort auf Geheiß der bulgarischen Zaren. In dieser Zeit entstanden die Sophienkirche, das St.-Kliment-Kloster (oder auch St.-Panteleon-Kloster) und das Kloster Sveti Naum. In den Klöstern um Ohrid wurden seit dem 9. Jahrhundert zahlreiche religiöse Handschriften vollendet. Dort wurde auch der Klerus der bulgarisch-orthodoxen Kirche ausgebildet. Das kulturelle Zentrum stand zu Beginn der altkirchenslawischen Schriftkultur in enger Verbindung mit der Verbreitung des glagolitischen und kyrillischen Alphabets in Südost- und Osteuropa.

Über der Stadt thront heute die Ruine der Burg des Zaren Samuil (958–1014), die auf den Mauern einer antiken Festung errichtet wurde. Unter der Regierungszeit Samuils war Ohrid 17 Jahre Hauptstadt des bulgarischen Reiches und damit Sitz des bulgarischen Patriarchen. Unter den letzten Herrschern des Ersten Bulgarischen Reiches, Iwan Wladislaw und Presian II., gliederte schließlich der byzantinische Kaiser Basileios II. 1018 die Region in sein Reich ein.

Byzanz, Vierter Kreuzzug, Kleinstaaten
Kaiser Basileios II. reorganisierte die bulgarische Kirche, indem er an der Stelle des Patriarchats ein Erzbistum mit dem Zentrum Ohrid schuf. Es war autonom und nur dem byzantinischen Kaiser unterstellt. Somit blieb Ohrid auch unter byzantinischer Herrschaft ein kulturelles und geistiges Zentrum der Region. Zugleich wurde es aber auch Teil des Aufmarschgebiets westlicher Invasoren. Ab Ende des 11. Jahrhunderts versuchten die Normannen Süditaliens mehrfach über die Via Egnatia nach Konstantinopel zu marschieren. Dabei wurde das Gebiet um Ohrid mindestens dreimal Aufmarschgebiet, wenn auch alle Invasionsversuche letztlich scheiterten.

Ende des 12. Jahrhunderts setzte ein deutliches Auseinanderfallen des byzantinischen Reiches ein. Die Bulgaren machten sich wieder unabhängig und eroberten 1198 Ohrid zurück. Danach wechselte mehrmals die Herrschaft über die Stadt. Infolge des Vierten Kreuzzugs zerfiel 1204 das byzantinische Reich, im Westen von Ohrid setzte sich das Despotat Epirus durch; 1214 fiel die Stadt an dieses Land, das später zum Kaiserreich aufstieg. Nach der Schlacht von Klokotniza im Jahre 1230 wurde der Despot von den Bulgaren geschlagen und Ohrid erneut bulgarisch. 1261 gelang der zweiten verbliebenen byzantinischen Macht, dem Kaiserreich Nikaia, die Rückgewinnung von Konstantinopel; nach und nach gewann es auch viele der ehemals byzantinischen Gebiete in Südosteuropa zurück, darunter auch Ohrid. Vor allem Karl I. von Anjou plante mit Unterstützung Venedigs bis 1282 die Rückeroberung Konstantinopels. Nach der erfolgreichen Abwehr der westlichen Invasoren und trotz der Eroberung von Thessalien und Epirus setzte etwa 1285 und beschleunigt etwa 1330 der politische Niedergang von Byzanz ein. Die Kontrolle über den Westteil des Reiches entglitt der Zentrale zunehmend.

So kam Ohrid im Jahre 1343 unter die Herrschaft des serbischen Zaren Stefan Dušan und später unter die des Königs Vukašin. 1387 folgte eine letzte bulgarische Episode, die etwa um 1400 von den Osmanen beendet wurde, die seit Mitte des 14. Jahrhunderts auf dem Balkan Fuß gefasst hatten.

Entwicklung unter den Osmanen
Die Osmanen eroberten die Stadt zwischen 1385 und 1408, das genaue Jahr ist nicht bekannt. Die nahe gelegenen Städte Bitola und Prilep, sowie die Gebiete Zentralalbaniens fielen 1385 unter osmanische Herrschaft. Auch die Zugehörigkeit zu einem der Herrschaftsgebiete lokaler Fürsten (Marko Kraljević, Konstantin Dragaš), die osmanische Vasallen waren, ist nicht ausgeschlossen. Gesichert ist, dass Ochri / ‏اوخری‎ / Oḫrī, wie die Osmanen die Stadt nannten mit der Eroberung Zentrum eines Sandschaks (Verwaltungseinheit) wurde. In den folgenden Jahrhunderten wurde die Stadt ein überregionales Zentrum des Islams, in dem Moscheen, Medressen, Tekke und Orte des Derwisch-Kultes erbaut wurden. Die Stadt blieb daneben bis Mitte des 15. Jahrhunderts weiterhin Zentrum der christlichen Kunst bzw. der Schule von Ohrid mit ihren Fresko- und Ikonenmalereien.

In die Herrschaftszeit des osmanischen Sultans Mehmed I. (1413–1421) fällt die Umwandlung der Sophienkirche in eine Sultansmoschee. Nach dem Fall Konstantinopels im Jahr 1453 wurde die jüdische Bevölkerung Ohrids in die neue osmanische Hauptstadt deportiert. 1462 eroberte der albanische Widerstandskämpfer Gjergj Kastrioti (Skanderbeg) mit seinen Verbündeten die Stadt. Doch einige Jahre später eroberte sie Sultan Mehmed II. zurück. 1466, als Mehmed die albanische Stadt Elbasan neugründete, ordnete er die Deportation der christlichen Bevölkerung Ohrids dorthin an. Davon waren auch der Erzbischof von Ohrid Dorotej und ein Teil des Klerus' betroffen. Außerdem ließ Mehmed die St.-Kliment-Kirche, Sitz der Erzbischöfe von Ohrid, als Moschee umbauen. Neuer Bischofssitz wurde die Heilige-Gottesmutter-vom-Spital-Kirche, in der auch die Reliquien des Heiligen Kliments aufbewahrt wurden. Um 1568 wurde die Stadt durch ein Erdbeben schwer beschädigt.

Im ersten osmanischen Katasterregister (mufaṣṣal defter) des Ohrid-Sandschaks von 1583 wird erwähnt, dass es in der Stadt 25 christliche und ein muslimisches Stadtviertel (maḥalle) gab. Bei der moslemischen Bevölkerung, deren Anteil bei 20 % der Gesamtbevölkerung lag, handelte es sich großteils um konvertierte Christen und türkische Zuwanderer. Aus dem Katasterregister ist ersichtlich, dass die gesamte Bevölkerung Ohrids unabhängig von ihrer Religionszugehörigkeit von Steuerzahlungen befreit war, da sie längere Zeit zu Bauarbeiten an den Stadtmauern herangezogen wurde.

Eine Beschreibung Ohrids aus der hochosmanischen Zeit (16./17. Jahrhundert) findet sich im Seyāḥat-nāme („Reisebuch“) des osmanischen Reisenden Evliya Çelebi. Er besuchte die Stadt 1670/71 und vermerkte, dass sie ein regionales Zentrum war. Von den 17 Moscheen erwähnte er die Ḥacı-Ḳāsım-, die Ḳuloğlu-, die Ḥaydar-Pascha- und die Ḥacı-Ḥamza-Moschee neben der Moschee Aya-Ṣofya, der ehemaligen Sophienkirche. Von den Medressen erwähnte Çelebi die Tekke-Medrese des Sultans Süleyman I. und die Medrese von Siyâvuş Pascha. Zwischen diesen Gebäuden befanden sich drei Karawansereien und zwei Badehäuser (ḥammām).

Bis ins 18. Jahrhundert war das Erzbistum Ohrid für einen Großteil der orthodoxen Christen im Westen und Süden der Balkanhalbinsel zuständig. Es war bis 1767 nicht dem Ökumenischen Patriarchat von Konstantinopel unterstellt, sondern der Hohen Pforte. Nach der Auflösung des Erzbistums Ohrid bemühte sich das Patriarchat von Konstantinopel, jede Spur des Erzbistums auszulöschen; die Region um Ohrid wurde dem Bistum Prespa zugeteilt. Gegen den zunehmenden griechischen Einfluss wehrte sich die Bevölkerung in einem Kirchenkampf.

Vom Ende des 18. Jahrhunderts bis 1830 standen Ohrid und der gleichnamige Sandschak unter der lokalen Herrschaft des albanischen derebeyi („Talfürst“) Cemâleddin Bey, Sohn des Wesirs Ahmed Pascha. Cemâleddin Bey ließ die christliche Stadtbevölkerung in Zwangsarbeit die Festungsmauern neu errichten. Ihm ist jedoch die Versorgung der Stadt mit besserem Trinkwasser zu verdanken. 1830 konnte die reformierte osmanische Armee, auf ihrem Weg nach İşkodra, wo die Familie Buşatli ein weiteres quasi-autonomes Herrschaftsgebiet geschaffen hatte, Ohrid erneut der osmanischen Verwaltung unterstellen. Der neue Verwalter Kaymakam Şerif Bey errichtete 1846 in Ohrid eine neue große Medrese. Im Laufe des 19. Jahrhunderts wurden einige der Moscheen in Ohrid repariert oder neu erbaut. Die wichtigste von ihnen ist die gewölbte Ali-Pascha-Moschee südlich des Marktplatzes.

Im Zuge der Tanzimat-Reformen (zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts) wurde Ohrid bis 1903 Hauptort einer Kaza innerhalb des Sandschaks und Vilâyets von Manastır (heute Bitola). Durch diese Reformen konnte 1868 in Ohrid eine bulgarische Gemeinde gegründet werden. Beschreibungen der Stadt aus dieser Zeit sind in der Autobiographie von Simeon Radew, in den Reisebüchern des Slawisten Wiktor Grigorowitsch und des Albanologen und Diplomaten Johann Georg von Hahn zu finden. Die christliche Bevölkerung Ohrids verfügte über Reichtum, der aus der Pelzverarbeitung und dem Pelzhandel stammte und der in den großen und gut gebauten Häusern, in denen sie lebte, zum Ausdruck kam (eine ausführliche Beschreibung der Pelzverarbeitung in Ohrid findet sich im Artikel → Pelzreste). Gemäß Artikel 10 des Fermans zur Errichtung des Bulgarischen Exarchats wurde am 27. Februarjul./ 11. März 1874greg. in Ohrid ein Plebiszit durchgeführt. Die überwiegende Mehrheit, nämlich 9387 Angehörige der christlichen Bevölkerung, sprach sich für den Übertritt zur bulgarisch-orthodoxen Kirche aus. 139 waren dagegen. Erster bulgarischer Metropolit der Ohrid-Eparchie wurde Nathanail von Ohrid. In der Folge wurden mehrere bulgarische Schulen in Ohrid und Umgebung eröffnet und von der bulgarischen Kirche verwaltet, darunter die heutigen Grundschulen Sveti Naum (1876) und Sveti Kliment (1898).

Im Russisch-Osmanischen Krieg von 1877/78 wurde Bulgarien befreit. Der Vertrag von San Stefano sprach dem neuen bulgarischen Staat Ohrid und den Großteil Makedoniens zu. Der Berliner Kongress revidierte dieses jedoch und Ohrid wie Makedonien blieben weiter unter osmanischer Herrschaft. Diese Entscheidung der Großmächte führte dazu, dass vor allem die wohlhabende bulgarische Bevölkerung Ohrids die Stadt in Richtung Bulgarien verließ. In den Jahren danach setzte ein wirtschaftlicher Niedergang ein. Albanische Kriminelle im Hinterland erschwerten die Pelzlieferungen, dies traf den wichtigsten Wirtschaftszweig der Stadt, den Pelzhandel. Der um die Jahrhundertwende erstarkte Fischfang konnte diese Verluste nicht ausgleichen. Zu dieser Zeit existierten in der Stadt eine griechische, sieben bulgarische und vier türkische Schulen.

Balkankriege, Anti-Serbischer Aufstand, Erster Weltkrieg, Zwischenkriegszeit
Während der Balkankriege eroberte die serbische Armee am 29. November 1912 Ohrid. Damit endete die über 500-jährige Oberhoheit der Hohen Pforte. Im September 1913 brach in der Region der Ohrid-Debar-Aufstand aus. Er wurde vom Bulgarischen Makedonien-Adrianopeler Revolutionären Komitee (BMARK) sowie von albanischen Clan-Führern organisiert und richtete sich gegen die neue serbische Herrschaft. Der Aufstand wurde zwei Wochen später von der serbischen Armee blutig niedergeschlagen. Über 25.000 Albaner und rund 30.000 Bulgaren flohen aus dem heutigen Westmazedonien nach Albanien und Bulgarien. Später wurde die Hagia Sophia wieder als Kirche umgebaut. Im Ersten Weltkrieg wurde die Stadt Teil Bulgariens und die Verwaltung der Stadt wurde der BMARK überlassen. Nach dem Krieg fiel sie an das sogenannte Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen zurück.

Ab den 1930er Jahren setzte in Ohrid eine große wirtschaftliche Entwicklung ein, die sich vor allem bei den Einwohnerzahlen auswirkte. So wurde Ohrid am 7. Juli 1939 erstmals großflächig elektrifiziert: die ersten Trafostationen wurden gebaut und die Stadt wurde ans nationale Stromnetz angeschlossen. Zu dieser Zeit entstanden auch zwei kleine Kraftwerke, ein Kohle- und ein Ölkraftwerk, die allerdings den Strombedarf der Einwohner bei weitem nicht decken konnten.

Zweiter Weltkrieg, erneut bulgarisch
Im Zweiten Weltkrieg rückte die albanische Grenze näher; nordwestlich und südöstlich von Ohrid zogen die Achsenmächte neue Grenzen, die den italienischen Satellitenstaat Albanien einbezogen. Ohrid gehörte damals zu Bulgarien, einem Verbündeten der Achsenmächte, und war nur über eine Straße mit dem Rest des Landes verbunden. Nach 1944 wurden Ohrid und die Region wieder mit den alten Grenzen dem jugoslawischen Staat zugeteilt.

Kulturdenkmal, Tourismus, türkische Emigration
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die gesamte Altstadt von Ohrid zum nationalen Kulturdenkmal Jugoslawiens erklärt. In den darauffolgenden Jahrzehnten wurden viele der mittelalterlichen Kirchen und umliegenden Klöster sowie deren Wandmalereien restauriert und dokumentiert. In geringerem Umfang waren dabei auch osmanische Bauwerke einbezogen.

1955/56 emigrierte ein Großteil der türkischsprechenden Muslime in die Türkei. Am 17. und 18. Juli 1967 wurde in der Sophienkirche die von anderen Kirchen nicht anerkannte Mazedonische autokephale Kirche gegründet. Ihr Sitz befindet sich in Skopje. Seit diesem Zeitpunkt gehört Ohrid kirchenrechtlich zur Debar-Kičevo-Diözese und spielt keine nennenswerte administrative Rolle mehr.

Der See und die Stadt wurden 1979 bzw. 1980 von der UNESCO zum Weltnatur- bzw. Weltkulturerbe erklärt.

Die sozialistische Ära hinterließ in Ohrid wie in ganz Jugoslawien ihre Spuren. Es wurden hohe Plattenbauten, riesige Hotelkomplexe, breite Straßen, große Parkanlagen und andere Infrastruktur errichtet, was vorher nie zustande gekommen war. Ohrid entwickelte sich nun zu einem touristischen Zentrum innerhalb Jugoslawiens. Die neuen Bauten, neu gekiesten Strände und offenen Staatsgrenzen zogen Touristen an, vor allem Niederländer, Deutsche, Russen und Belgier.

Nach dem Fall des Eisernen Vorhangs und den darauffolgenden Jugoslawienkriegen bekam Ohrid die wirtschaftlichen Konsequenzen stark zu spüren. Den Kriegen folgten innere Spannungen mit der größten Minderheit des Landes, welche 2001 im albanischen Aufstand gipfelten. Die Touristen blieben aus und Devisen konnten nicht mehr erwirtschaftet werden. Fast alle großen Hotels in der Stadt und am östlichen Ohridseeufer standen leer und mussten teilweise schließen. Auch die Infrastruktur veraltete allmählich und war seit der Unabhängigkeitserklärung Mazedoniens 1991 in schlechtem Zustand. Erst in den wirtschaftlich stabilen Jahren zwischen 2005 und 2010 konnten diese Mängel beseitigt werden; seitdem verzeichnet Ohrid wieder hohe Besucherzahlen und erlebt einen wirtschaftlichen Aufschwung.

Seit 2000
Im Juni 2000 gründeten die in Mazedonien lebenden Bulgaren in Ohrid die Vereinigung RADKO. Diese wurde im April 2001 vom mazedonischen Verfassungsgericht verboten. Es folgte eine Klage gegen den mazedonischen Staat vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte. Dieser entschied 2009 zugunsten der Vereinigung, die sich im selben Jahr in Ohrid neu gründete. Im August 2009 verbot sie der mazedonische Staat erneut.

2001 entflammte der Konflikt zwischen dem 1991 gegründeten mazedonischen Staat und der albanischen Minderheit (rund 25 Prozent der Gesamtbevölkerung) auf militärischer Ebene. Obwohl sich der Aufstand im nordwestlichen Teil des Landes abspielte, waren am 13. August des gleichen Jahres alle Augen auf Ohrid gerichtet: die Konfliktparteien unterzeichneten das für die Albaner historische Rahmenabkommen von Ohrid, das die Rechte der albanischen Bevölkerung in Politik, Verwaltung und anderen Bereichen sicherstellen sollte.

Am 5. September 2009 sank ein Ausflugsschiff mit bulgarischen Touristen an Bord im Ohridsee, rund 250 Meter vom Ufer von Ohrid entfernt, wobei 15 Menschen starben. Das 1924 in Deutschland erbaute Schiff war nach Behördenangaben in einem technisch guten Zustand, jedoch trat der mazedonische Verkehrsminister dennoch kurz darauf von seinem Posten zurück.


Sehenswürdigkeiten
Festung
Die Festung des Zaren Samuil, wie heute die Zitadelle meist genannt wird, steht auf dem höchsten Punkt der Stadt, dem Stadthügel Gorni Saraj. Sie war Teil der Festungsanlagen, welche die Stadt umschlossen. Erste Spuren einer Befestigung, die möglicherweise von Philipp II. von Makedonien weiter ausgebaut wurde, stammen von den Encheläern aus dem 4. Jahrhundert v. Chr. Zwischen 992 und 1018 war Ohrid kurze Zeit Hauptstadt des ersten bulgarischen Reiches und damit Residenz des bulgarischen Zaren Samuil, der wohl die Festung und die Stadtmauern in ihre heutige Form erweiterte. Zusammen mit den Stadtmauern besitzt die Anlage rund 20 Mauer- und Tortürme sowie sechs Stadt- und Festungstore. Die Zitadelle wurde 2003 zum Teil renoviert. Während der Sommersaison ist sie beliebtes Ausflugsziel von Touristen, da man von dort ein weitreichendes Panorama überblicken kann.

Kirchen und Klosteranlagen
Das mittelalterliche Ohrid war ein geistiges Zentrum des Christentums in Südosteuropa. In den vielen orthodoxen Kirchen und Klosteranlagen der Stadt und der unmittelbaren Region waren zahlreiche Skriptorien und Bibliotheken untergebracht. Seinen außerordentlichen kunsthistorischen Ruhm verdankt die Stadt vor allem zwei Kirchen:

Sophienkirche (Sveti Sofija)
Auf den Fundamenten einer frühchristlichen Kirche wurde im 11. Jahrhundert unter dem griechischen Erzbischof Leo (1036-56) eine dreischiffige Kathedrale mit drei Apsiden, einer mächtigen Kuppel über dem Mittelteil und einem Glockenturm vor der Westfassade errichtet. 1317 ließ Erzbischof Grigorije das Gebäude um einen großen, zweigeschossigen Exonarthex mit Vorhalle, zwei weiteren Kuppeln und Galerien im Obergeschoss erweitern. Die Türken gestalteten die Kirche in eine Moschee um, wobei Glockenturm, Zentralkuppel und Innengalerien zerstört wurden. Sie fügten den noch heute bestehenden Minbar ein und übertünchten die Fresken, was diese - ungewollt - über die Jahrhunderte rettete. Diese wurden erst in den Fünfzigerjahren des letzten Jahrhunderts freigelegt und zählen zu den großartigsten Leistungen der europäischen Kunstgeschichte. Die ältesten Malereien aus dem 11. Jahrhundert sind nur noch im Altarraum und Narthex vollständig erhalten. Im Gewölbe des Altarraums findet sich die monumentale Himmelfahrt Christi: Christus wird von vier Engeln gen Himmel getragen, während die Apostel und Maria auf der Erde zurückbleiben; darunter ein mit betenden Engeln geschmückter Fries. In der Apsiskonche ist frontal die Thronende Muttergottes mit Kind dargestellt. Auch die Darstellungen des Opfer Abrahams, der Vierzig Märtyrer von Sebaste auf dem zugefrorenen See und die Portraits der Slawenapostel Kyrill und Method im Narthex sind unter den bedeutenden Werken. Die Fresken des Narthex-Obergeschosses und des Exonarthex' stammen aus dem 14. Jahrhundert. Sie erzählen mit vielen malerischen Einzelheiten eine Fülle verschiedener Themen, auch aus dem Alten Testament. Mehrere Signaturen (z. B. im Schwert des Erzengels in dem Bild Reue Davids) weisen auf den Meister Johannes Theorianos hin.

Sveti Kliment (Peribleptos-Kirche)
Im Jahr 1295 stiftete der byzantinische Feldherr Progon Sguros und seine Gemahlin Eudokia, Tochter des Basileios Andronikos II. (Byzanz) Paläologos, eine Kirche, die zunächst der Gottesmutter Peribleptos (Περιβλὲπτος = hochangesehen) geweiht war. Erst als später die Reliquien des Heiligen Kliments überführt worden waren, erhielt die Kirche, die wegen der Umwandlung der Sophienkirche in eine Moschee jetzt erzbischöfliche Hauptkirche war, den Namen Sveti Kliment. Der byzantinische Ziegelsteinbau auf dem Grundriss des "eingeschriebenen Kreuzes" ist mit einer oktogonalen Kuppel und einer gestuften Altarapsis versehen. Im 14. Jahrhundert wurden zu beiden Seiten des Altarraums zwei Nebenkirchen angefügt.- Die an mehreren Stellen signierten Fresken sind die frühesten Werke der beiden Maler Michael (Michailo) und Eutychios (Eutihije) - dennoch mit klarer Linienführung und einheitlicher Farbgebung meisterhaft komponiert. Auffallend sind die jugendlichen, athletischen Gestalten selbst der alten Kirchenväter, die Lebenskraft und Heldenmut ausstrahlen. Die Fresken von Sveti Kliment stehen am Beginn einer neuen Epoche byzantinischer Wandmalereien. Nach der eleganten Monumentalmalerei des 13. Jahrhunderts, wie sie am Hof der Komnenen gepflegt wurde, leiten sie nun über zur Malerei der sogenannten Palaiologischen Renaissance, bei der auf allen Wänden eine ungeheure Figurenfülle dargestellt wird. Unter anderem sind hervorzuheben eine Kreuzigung, die Beweinung Christi und ein ganzfiguriger Heiliger Kliment.- Im Exonarthex ist eine der größten und kostbarsten mittelalterlichen Ikonensammlung untergebracht. Sie bietet einen Überblick über verschiedene byzantinische Stilepochen zwischen dem 11. und 14. Jahrhundert.
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