Albanien 57 - Mazedonien |
Stadt Ohrid 1 - Informationen
Quelle Wikipedia (Auszüge):
http://de.wikipedia.org/wiki/Ohrid
Ohrid, auch Ochrid geschrieben (Охрид), ist mit etwa 42.000 Einwohnern die
achtgrößte Stadt Mazedoniens. Sie ist Verwaltungssitz der nach ihr benannten
Gemeinde und liegt im Südwesten des Landes am Ohridsee, unweit der albanischen
Grenze.
Ohrid bildet heute das wirtschaftliche, kulturelle und religiöse Zentrum der
rund 220.000 Einwohner zählenden Region Südwesten und ist der größte Ort am
Ohridsee. Unweit der Stadt befindet sich der Flughafen Ohrid, einer der zwei
internationalen Flughäfen von Mazedonien.
Heutzutage ist Ohrid eine überregional bekannte Stadt des Tourismus. Die gut
erhaltene Altstadt, die mittelalterliche Festung, die vielen Kirchen, Klöster
und Moscheen sowie der große, jahrmillionenalte See ziehen nicht nur Fremde aus
den Balkanländern, sondern auch aus ganz Europa und einigen Ländern Asiens an.
Die UNESCO erklärte im Jahr 1979 den Ohridsee und ein Jahr später die Stadt
Ohrid zum UNESCO-Welterbe.
Name
In der Antike war die Stadt unter dem griechischen Namen Lychnidós (Λυχνιδός)
bekannt, was entweder von lychnís λυχνίς (Genitiv lychnidós; „ein kostbarer
Stein, der Licht ausstrahlt“) oder von lýchnos λύχνος („Laterne, tragbares
Licht“) kommt und vermutlich „Stadt des Lichts“ bedeutet. Später entstand aus
Lychnidos unter den Römern das lateinische Lychnidus oder Lycnidus.
Im frühen Mittelalter taucht dann ein neuer Name auf. Im Jahr 879 ist erstmals
der Name Ohrid belegt, das wahrscheinlich vom Slawischen kommt und „auf dem
Hügel“ (vo hrid) bedeutet, was sich auf die Lage des antiken Lychnidos bezog. Im
Mazedonischen und in den anderen südslawischen Sprachen wird die Stadt heute
Ohrid (kyrillisch Охрид) genannt. Im Albanischen heißt sie Ohri (maskulin,
bestimmte Form) und Ohër (unbestimmte Form). Im Türkischen wird sie Ohri
genannt, wobei hier die Betonung auf dem H liegt und nicht wie im Albanischen
auf dem O. Im modernen Griechisch wird die Stadt als Achrída Αχρίδα bezeichnet.
Geographie
Ohrid liegt auf 700 Meter Höhe über Meer (beim heutigen Marktplatz) am
nordöstlichen Ufer des Ohridsees. Das Stadtgebiet erstreckt sich mit einer
Fläche von rund neun Quadratkilometern über zwei Hügel und der umliegenden
Ebene. Die beiden Erhebungen Gorni Saraj (Festungshügel) und Deboj liegen auf
785 bzw. 745 m ü. M. und bieten bei klarem Wetter eine gute Aussicht über Stadt,
See und Umgebung. Durch die Jahrhunderte wuchs die Stadt von ihrem historischen
Stadtkern aus vor allem in Richtung Nordosten zu ihrer heutigen Größe; es
entstanden so neue großflächige Wohngebiete, die heute bis zu den Dörfern
Leskoec und Velgošti reichen. Östlich des Stadtgebietes erhebt sich der bis zu
2255 m hohe Galičica-Bergzug, dessen Gebiet 1958 zum Nationalpark erklärt
wurde.....
Bevölkerung
Nach der letzten Volkszählung vom Jahr 2002 hatte Ohrid 42.033 Einwohner. Zum
orthodoxen Christentum bekannten sich 33.987, zum sunnitischen Islam 7.599, zur
römisch-katholischen Kirche 119, zur protestantischen Kirche vier und zu anderen
Religionen 324 Personen. Die Zahl der Haushalte wurde mit 12.043 angegeben, dies
machte durchschnittlich 3,4 Einwohner pro Haushalt.
Ohrid war zu Ende der osmanischen Zeit eine eher kleine Stadt. Andere Städte in
der Region wie Manastır und Üsküb waren zu dieser Zeit größer und für die Türken
strategisch wichtiger. So zählte Ohrid zu Beginn des 20. Jahrhunderts nur rund
15.000 Einwohner; Manastır dagegen hatte über 60.000 und Üsküb etwas über 40.000
Einwohner. Erst zur Zeit Jugoslawiens wuchs die Stadt und zählte 1981 schon
knapp 40.000 Einwohner. Am Wachstum waren Einwanderungswellen aus benachbarten
Dörfern und aus Städten Mazedoniens sowie die einsetzende Industrialisierung der
Stadt stark beeinflussend.....
Geschichte
Stadtgründung und frühe Entwicklung
Der fischreiche See und die strategisch günstige Lage zogen schon vor 5000
Jahren die ersten Siedler an. Die ältesten Skelettfunde auf dem Ohrider
Stadtgebiet datieren aus dem 4. Jahrtausend v. Chr. Etwa um 800 oder 700 v. Chr.
erfolgte dann die Stadtgründung unter dem Namen Lychnidos (aus dem
altgriechischen Λύχνιδος, „Stadt des Lichtes“). Aufgrund einiger archäologischen
Zeugnisse nimmt man an, dass die Gründer von den illyrischen Encheläern
abstammten. Diese siedelten zu dieser Zeit um das Gebiet des Ohridsees und am
Oberlauf der mittel- und südostalbanischen Flüsse Drin, Shkumbin und Devoll
(siehe hierzu Liste der Flüsse in Albanien). Vorerst war Lychnidos jedoch eine
kleine, eher unbedeutende Fischersiedlung mit wenigen Handwerkern und Händlern.
Als das Makedonische Reich seine Herrschaft immer weiter ausdehnen konnte, blieb
auch Ohrid nicht von den makedonischen Feldzügen verschont. Obwohl das Gebiet
westlich des Galičica-Gebirges lange Zeit in gewisser Weise unabhängig von den
benachbarten Makedoniern war (ein Staatswesen ist nicht überliefert), eroberte
der makedonische König Philipp II., der Vater Alexanders des Großen, im Jahr 355
v. Chr. die Lynkestis und konnte sein Einflussgebiet auch bis an die Ufer des
Ohridsees ausdehnen.
Um 335 v. Chr. eroberte Alexander der Große weite Teile Illyriens und Thrakiens.
Fortan entwickelte sich die eher unbedeutende Siedlung Lychnidos zu einer Stadt
(Polis), in der sich auch griechische Kolonisten ansiedelten. In dieser Epoche
des Hellenismus wurde unter anderem das antike Theater errichtet. Erstmals gab
es in Lychnidos Musen: im Theater wurden Komödien, Tragödien und Dramen
aufgeführt, die Hunderte von Zuschauern anzogen.
Nach dem allmählichen Zerfall des riesigen Reiches Alexanders des Großen (siehe
hierzu Diadochenreiche) schrumpfte der makedonische Machtbereich immer mehr,
nicht zuletzt durch die drei Makedonisch-Römischen Kriege, deren Ergebnis 148 v.
Chr. die Eroberung durch die Römer war. Auch Lychnidos wurde Teil der römischen
Republik und damit Kolonie des riesigen Imperiums. 146 v. Chr. wurde die
römische Heerstrasse Via Egnatia angelegt. Die Lage Lychnidos an der
strategischen Straße begünstigte die weitere Entwicklung der Stadt. Mit dem
Verkehr auf dieser Trasse, die Rom und Konstantinopel verband, kamen Händler,
Handwerker und römische Kolonisten nach Lychnidos. Die Stadt wurde Verwaltungs-
und Handelszentrum der Region Dassaretia, die bis in die frühe Kaiserzeit eine
freie Kommune (lateinisch libera gens dassaretiae) blieb. Die örtlichen
Autoritäten verewigten sich in zahlreichen Monumenten, den bedeutendsten
archäologischen Dokumenten aus der Antike in Ohrid. Die Romanisierung der Stadt
kam im kulturellen Leben deutlich zum Ausdruck: Eine Agora, ein Gymnasion, ein
Buleuterion und einzelne Tempel wurden errichtet. Im Theater wurden nun
Gladiatorenspiele und Tierkämpfe aufgeführt.
Christianisierung und bulgarisch-orthodoxe Ära
Nach der Reichsteilung von 395 des römischen Reiches wurde Lychnidos Ostrom
zugesprochen. Einige archäologische Funde aus dieser Zeit, wie zum Beispiel in
der Polyconhous Basilica aus dem 5. Jahrhundert, weisen die Annahme des
Christentums nach. Lychnidos wurde in der späten Antike unter den Byzantinern
Bischofssitz. Der einzige bekannte Metropolit der Stadt, Bischof Dionysos von
Lychnidos, ist als Teilnehmer der Synode von Serdica (343 n. Chr.) bezeugt. Am
29. und 30. Mai 526 n. Chr. wurde Lychnidos von einem verheerenden Erdbeben
heimgesucht; große Teile der Stadt lagen in Trümmern oder wurden durch Brände in
Schutt und Asche gelegt. Seit diesen Tagen sind keine Inschriften mehr über
Lychnidos nachgewiesen. Es ist ungeklärt, ob die Stadt als Siedlung weiter
existierte oder durch Slawen neu gegründet wurde.
Mit der Einwanderung der Slawen breiteten sich diese auch in der Region des
Ohridsees aus. Die Stadt wurde als Bischofsresidenz im Vierten Konzil von
Konstantinopel (879/880) erstmals mit dem Namen Ohrid erwähnt. Sie hatte jedoch
wohl schon früher existiert und wurde vermutlich 842 dem Ersten Bulgarischen
Reich angegliedert.
Nach der Annahme des Christentums durch die Bulgaren im Jahr 863 wurde Ohrid
neben Preslaw zu einem zweiten kulturellen und religiösen Zentrum des
bulgarischen Reiches ausgebaut, in dem unter anderem der Stadtpatron Kliment die
Schule von Ohrid gründete. Als Bischofsstadt war Ohrid im Mittelalter ein
bedeutendes geistiges Zentrum des bulgarischen Reiches und des orthodoxen
Christentums Südosteuropas. Die Gelehrten Kliment und Naum wirkten dort auf
Geheiß der bulgarischen Zaren. In dieser Zeit entstanden die Sophienkirche, das
St.-Kliment-Kloster (oder auch St.-Panteleon-Kloster) und das Kloster Sveti Naum.
In den Klöstern um Ohrid wurden seit dem 9. Jahrhundert zahlreiche religiöse
Handschriften vollendet. Dort wurde auch der Klerus der bulgarisch-orthodoxen
Kirche ausgebildet. Das kulturelle Zentrum stand zu Beginn der
altkirchenslawischen Schriftkultur in enger Verbindung mit der Verbreitung des
glagolitischen und kyrillischen Alphabets in Südost- und Osteuropa.
Über der Stadt thront heute die Ruine der Burg des Zaren Samuil (958–1014), die
auf den Mauern einer antiken Festung errichtet wurde. Unter der Regierungszeit
Samuils war Ohrid 17 Jahre Hauptstadt des bulgarischen Reiches und damit Sitz
des bulgarischen Patriarchen. Unter den letzten Herrschern des Ersten
Bulgarischen Reiches, Iwan Wladislaw und Presian II., gliederte schließlich der
byzantinische Kaiser Basileios II. 1018 die Region in sein Reich ein.
Byzanz, Vierter Kreuzzug, Kleinstaaten
Kaiser Basileios II. reorganisierte die bulgarische Kirche, indem er an der
Stelle des Patriarchats ein Erzbistum mit dem Zentrum Ohrid schuf. Es war
autonom und nur dem byzantinischen Kaiser unterstellt. Somit blieb Ohrid auch
unter byzantinischer Herrschaft ein kulturelles und geistiges Zentrum der
Region. Zugleich wurde es aber auch Teil des Aufmarschgebiets westlicher
Invasoren. Ab Ende des 11. Jahrhunderts versuchten die Normannen Süditaliens
mehrfach über die Via Egnatia nach Konstantinopel zu marschieren. Dabei wurde
das Gebiet um Ohrid mindestens dreimal Aufmarschgebiet, wenn auch alle
Invasionsversuche letztlich scheiterten.
Ende des 12. Jahrhunderts setzte ein deutliches Auseinanderfallen des
byzantinischen Reiches ein. Die Bulgaren machten sich wieder unabhängig und
eroberten 1198 Ohrid zurück. Danach wechselte mehrmals die Herrschaft über die
Stadt. Infolge des Vierten Kreuzzugs zerfiel 1204 das byzantinische Reich, im
Westen von Ohrid setzte sich das Despotat Epirus durch; 1214 fiel die Stadt an
dieses Land, das später zum Kaiserreich aufstieg. Nach der Schlacht von
Klokotniza im Jahre 1230 wurde der Despot von den Bulgaren geschlagen und Ohrid
erneut bulgarisch. 1261 gelang der zweiten verbliebenen byzantinischen Macht,
dem Kaiserreich Nikaia, die Rückgewinnung von Konstantinopel; nach und nach
gewann es auch viele der ehemals byzantinischen Gebiete in Südosteuropa zurück,
darunter auch Ohrid. Vor allem Karl I. von Anjou plante mit Unterstützung
Venedigs bis 1282 die Rückeroberung Konstantinopels. Nach der erfolgreichen
Abwehr der westlichen Invasoren und trotz der Eroberung von Thessalien und
Epirus setzte etwa 1285 und beschleunigt etwa 1330 der politische Niedergang von
Byzanz ein. Die Kontrolle über den Westteil des Reiches entglitt der Zentrale
zunehmend.
So kam Ohrid im Jahre 1343 unter die Herrschaft des serbischen Zaren Stefan
Dušan und später unter die des Königs Vukašin. 1387 folgte eine letzte
bulgarische Episode, die etwa um 1400 von den Osmanen beendet wurde, die seit
Mitte des 14. Jahrhunderts auf dem Balkan Fuß gefasst hatten.
Entwicklung unter den Osmanen
Die Osmanen eroberten die Stadt zwischen 1385 und 1408, das genaue Jahr ist
nicht bekannt. Die nahe gelegenen Städte Bitola und Prilep, sowie die Gebiete
Zentralalbaniens fielen 1385 unter osmanische Herrschaft. Auch die Zugehörigkeit
zu einem der Herrschaftsgebiete lokaler Fürsten (Marko Kraljević, Konstantin
Dragaš), die osmanische Vasallen waren, ist nicht ausgeschlossen. Gesichert ist,
dass Ochri / اوخری / Oḫrī, wie die Osmanen die Stadt nannten mit der Eroberung
Zentrum eines Sandschaks (Verwaltungseinheit) wurde. In den folgenden
Jahrhunderten wurde die Stadt ein überregionales Zentrum des Islams, in dem
Moscheen, Medressen, Tekke und Orte des Derwisch-Kultes erbaut wurden. Die Stadt
blieb daneben bis Mitte des 15. Jahrhunderts weiterhin Zentrum der christlichen
Kunst bzw. der Schule von Ohrid mit ihren Fresko- und Ikonenmalereien.
In die Herrschaftszeit des osmanischen Sultans Mehmed I. (1413–1421) fällt die
Umwandlung der Sophienkirche in eine Sultansmoschee. Nach dem Fall
Konstantinopels im Jahr 1453 wurde die jüdische Bevölkerung Ohrids in die neue
osmanische Hauptstadt deportiert. 1462 eroberte der albanische
Widerstandskämpfer Gjergj Kastrioti (Skanderbeg) mit seinen Verbündeten die
Stadt. Doch einige Jahre später eroberte sie Sultan Mehmed II. zurück. 1466, als
Mehmed die albanische Stadt Elbasan neugründete, ordnete er die Deportation der
christlichen Bevölkerung Ohrids dorthin an. Davon waren auch der Erzbischof von
Ohrid Dorotej und ein Teil des Klerus' betroffen. Außerdem ließ Mehmed die
St.-Kliment-Kirche, Sitz der Erzbischöfe von Ohrid, als Moschee umbauen. Neuer
Bischofssitz wurde die Heilige-Gottesmutter-vom-Spital-Kirche, in der auch die
Reliquien des Heiligen Kliments aufbewahrt wurden. Um 1568 wurde die Stadt durch
ein Erdbeben schwer beschädigt.
Im ersten osmanischen Katasterregister (mufaṣṣal defter) des Ohrid-Sandschaks
von 1583 wird erwähnt, dass es in der Stadt 25 christliche und ein muslimisches
Stadtviertel (maḥalle) gab. Bei der moslemischen Bevölkerung, deren Anteil bei
20 % der Gesamtbevölkerung lag, handelte es sich großteils um konvertierte
Christen und türkische Zuwanderer. Aus dem Katasterregister ist ersichtlich,
dass die gesamte Bevölkerung Ohrids unabhängig von ihrer Religionszugehörigkeit
von Steuerzahlungen befreit war, da sie längere Zeit zu Bauarbeiten an den
Stadtmauern herangezogen wurde.
Eine Beschreibung Ohrids aus der hochosmanischen Zeit (16./17. Jahrhundert)
findet sich im Seyāḥat-nāme („Reisebuch“) des osmanischen Reisenden Evliya
Çelebi. Er besuchte die Stadt 1670/71 und vermerkte, dass sie ein regionales
Zentrum war. Von den 17 Moscheen erwähnte er die Ḥacı-Ḳāsım-, die Ḳuloğlu-, die
Ḥaydar-Pascha- und die Ḥacı-Ḥamza-Moschee neben der Moschee Aya-Ṣofya, der
ehemaligen Sophienkirche. Von den Medressen erwähnte Çelebi die Tekke-Medrese
des Sultans Süleyman I. und die Medrese von Siyâvuş Pascha. Zwischen diesen
Gebäuden befanden sich drei Karawansereien und zwei Badehäuser (ḥammām).
Bis ins 18. Jahrhundert war das Erzbistum Ohrid für einen Großteil der
orthodoxen Christen im Westen und Süden der Balkanhalbinsel zuständig. Es war
bis 1767 nicht dem Ökumenischen Patriarchat von Konstantinopel unterstellt,
sondern der Hohen Pforte. Nach der Auflösung des Erzbistums Ohrid bemühte sich
das Patriarchat von Konstantinopel, jede Spur des Erzbistums auszulöschen; die
Region um Ohrid wurde dem Bistum Prespa zugeteilt. Gegen den zunehmenden
griechischen Einfluss wehrte sich die Bevölkerung in einem Kirchenkampf.
Vom Ende des 18. Jahrhunderts bis 1830 standen Ohrid und der gleichnamige
Sandschak unter der lokalen Herrschaft des albanischen derebeyi („Talfürst“)
Cemâleddin Bey, Sohn des Wesirs Ahmed Pascha. Cemâleddin Bey ließ die
christliche Stadtbevölkerung in Zwangsarbeit die Festungsmauern neu errichten.
Ihm ist jedoch die Versorgung der Stadt mit besserem Trinkwasser zu verdanken.
1830 konnte die reformierte osmanische Armee, auf ihrem Weg nach İşkodra, wo die
Familie Buşatli ein weiteres quasi-autonomes Herrschaftsgebiet geschaffen hatte,
Ohrid erneut der osmanischen Verwaltung unterstellen. Der neue Verwalter
Kaymakam Şerif Bey errichtete 1846 in Ohrid eine neue große Medrese. Im Laufe
des 19. Jahrhunderts wurden einige der Moscheen in Ohrid repariert oder neu
erbaut. Die wichtigste von ihnen ist die gewölbte Ali-Pascha-Moschee südlich des
Marktplatzes.
Im Zuge der Tanzimat-Reformen (zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts) wurde Ohrid
bis 1903 Hauptort einer Kaza innerhalb des Sandschaks und Vilâyets von Manastır
(heute Bitola). Durch diese Reformen konnte 1868 in Ohrid eine bulgarische
Gemeinde gegründet werden. Beschreibungen der Stadt aus dieser Zeit sind in der
Autobiographie von Simeon Radew, in den Reisebüchern des Slawisten Wiktor
Grigorowitsch und des Albanologen und Diplomaten Johann Georg von Hahn zu
finden. Die christliche Bevölkerung Ohrids verfügte über Reichtum, der aus der
Pelzverarbeitung und dem Pelzhandel stammte und der in den großen und gut
gebauten Häusern, in denen sie lebte, zum Ausdruck kam (eine ausführliche
Beschreibung der Pelzverarbeitung in Ohrid findet sich im Artikel → Pelzreste).
Gemäß Artikel 10 des Fermans zur Errichtung des Bulgarischen Exarchats wurde am
27. Februarjul./ 11. März 1874greg. in Ohrid ein Plebiszit durchgeführt. Die
überwiegende Mehrheit, nämlich 9387 Angehörige der christlichen Bevölkerung,
sprach sich für den Übertritt zur bulgarisch-orthodoxen Kirche aus. 139 waren
dagegen. Erster bulgarischer Metropolit der Ohrid-Eparchie wurde Nathanail von
Ohrid. In der Folge wurden mehrere bulgarische Schulen in Ohrid und Umgebung
eröffnet und von der bulgarischen Kirche verwaltet, darunter die heutigen
Grundschulen Sveti Naum (1876) und Sveti Kliment (1898).
Im Russisch-Osmanischen Krieg von 1877/78 wurde Bulgarien befreit. Der Vertrag
von San Stefano sprach dem neuen bulgarischen Staat Ohrid und den Großteil
Makedoniens zu. Der Berliner Kongress revidierte dieses jedoch und Ohrid wie
Makedonien blieben weiter unter osmanischer Herrschaft. Diese Entscheidung der
Großmächte führte dazu, dass vor allem die wohlhabende bulgarische Bevölkerung
Ohrids die Stadt in Richtung Bulgarien verließ. In den Jahren danach setzte ein
wirtschaftlicher Niedergang ein. Albanische Kriminelle im Hinterland erschwerten
die Pelzlieferungen, dies traf den wichtigsten Wirtschaftszweig der Stadt, den
Pelzhandel. Der um die Jahrhundertwende erstarkte Fischfang konnte diese
Verluste nicht ausgleichen. Zu dieser Zeit existierten in der Stadt eine
griechische, sieben bulgarische und vier türkische Schulen.
Balkankriege, Anti-Serbischer Aufstand, Erster Weltkrieg,
Zwischenkriegszeit
Während der Balkankriege eroberte die serbische Armee am 29. November 1912 Ohrid.
Damit endete die über 500-jährige Oberhoheit der Hohen Pforte. Im September 1913
brach in der Region der Ohrid-Debar-Aufstand aus. Er wurde vom Bulgarischen
Makedonien-Adrianopeler Revolutionären Komitee (BMARK) sowie von albanischen
Clan-Führern organisiert und richtete sich gegen die neue serbische Herrschaft.
Der Aufstand wurde zwei Wochen später von der serbischen Armee blutig
niedergeschlagen. Über 25.000 Albaner und rund 30.000 Bulgaren flohen aus dem
heutigen Westmazedonien nach Albanien und Bulgarien. Später wurde die Hagia
Sophia wieder als Kirche umgebaut. Im Ersten Weltkrieg wurde die Stadt Teil
Bulgariens und die Verwaltung der Stadt wurde der BMARK überlassen. Nach dem
Krieg fiel sie an das sogenannte Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen
zurück.
Ab den 1930er Jahren setzte in Ohrid eine große wirtschaftliche Entwicklung ein,
die sich vor allem bei den Einwohnerzahlen auswirkte. So wurde Ohrid am 7. Juli
1939 erstmals großflächig elektrifiziert: die ersten Trafostationen wurden
gebaut und die Stadt wurde ans nationale Stromnetz angeschlossen. Zu dieser Zeit
entstanden auch zwei kleine Kraftwerke, ein Kohle- und ein Ölkraftwerk, die
allerdings den Strombedarf der Einwohner bei weitem nicht decken konnten.
Zweiter Weltkrieg, erneut bulgarisch
Im Zweiten Weltkrieg rückte die albanische Grenze näher; nordwestlich und
südöstlich von Ohrid zogen die Achsenmächte neue Grenzen, die den italienischen
Satellitenstaat Albanien einbezogen. Ohrid gehörte damals zu Bulgarien, einem
Verbündeten der Achsenmächte, und war nur über eine Straße mit dem Rest des
Landes verbunden. Nach 1944 wurden Ohrid und die Region wieder mit den alten
Grenzen dem jugoslawischen Staat zugeteilt.
Kulturdenkmal, Tourismus, türkische Emigration
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die gesamte Altstadt von Ohrid zum nationalen
Kulturdenkmal Jugoslawiens erklärt. In den darauffolgenden Jahrzehnten wurden
viele der mittelalterlichen Kirchen und umliegenden Klöster sowie deren
Wandmalereien restauriert und dokumentiert. In geringerem Umfang waren dabei
auch osmanische Bauwerke einbezogen.
1955/56 emigrierte ein Großteil der türkischsprechenden Muslime in die Türkei.
Am 17. und 18. Juli 1967 wurde in der Sophienkirche die von anderen Kirchen
nicht anerkannte Mazedonische autokephale Kirche gegründet. Ihr Sitz befindet
sich in Skopje. Seit diesem Zeitpunkt gehört Ohrid kirchenrechtlich zur
Debar-Kičevo-Diözese und spielt keine nennenswerte administrative Rolle mehr.
Der See und die Stadt wurden 1979 bzw. 1980 von der UNESCO zum Weltnatur- bzw.
Weltkulturerbe erklärt.
Die sozialistische Ära hinterließ in Ohrid wie in ganz Jugoslawien ihre Spuren.
Es wurden hohe Plattenbauten, riesige Hotelkomplexe, breite Straßen, große
Parkanlagen und andere Infrastruktur errichtet, was vorher nie zustande gekommen
war. Ohrid entwickelte sich nun zu einem touristischen Zentrum innerhalb
Jugoslawiens. Die neuen Bauten, neu gekiesten Strände und offenen Staatsgrenzen
zogen Touristen an, vor allem Niederländer, Deutsche, Russen und Belgier.
Nach dem Fall des Eisernen Vorhangs und den darauffolgenden Jugoslawienkriegen
bekam Ohrid die wirtschaftlichen Konsequenzen stark zu spüren. Den Kriegen
folgten innere Spannungen mit der größten Minderheit des Landes, welche 2001 im
albanischen Aufstand gipfelten. Die Touristen blieben aus und Devisen konnten
nicht mehr erwirtschaftet werden. Fast alle großen Hotels in der Stadt und am
östlichen Ohridseeufer standen leer und mussten teilweise schließen. Auch die
Infrastruktur veraltete allmählich und war seit der Unabhängigkeitserklärung
Mazedoniens 1991 in schlechtem Zustand. Erst in den wirtschaftlich stabilen
Jahren zwischen 2005 und 2010 konnten diese Mängel beseitigt werden; seitdem
verzeichnet Ohrid wieder hohe Besucherzahlen und erlebt einen wirtschaftlichen
Aufschwung.
Seit 2000
Im Juni 2000 gründeten die in Mazedonien lebenden Bulgaren in Ohrid die
Vereinigung RADKO. Diese wurde im April 2001 vom mazedonischen
Verfassungsgericht verboten. Es folgte eine Klage gegen den mazedonischen Staat
vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte. Dieser entschied 2009
zugunsten der Vereinigung, die sich im selben Jahr in Ohrid neu gründete. Im
August 2009 verbot sie der mazedonische Staat erneut.
2001 entflammte der Konflikt zwischen dem 1991 gegründeten mazedonischen Staat
und der albanischen Minderheit (rund 25 Prozent der Gesamtbevölkerung) auf
militärischer Ebene. Obwohl sich der Aufstand im nordwestlichen Teil des Landes
abspielte, waren am 13. August des gleichen Jahres alle Augen auf Ohrid
gerichtet: die Konfliktparteien unterzeichneten das für die Albaner historische
Rahmenabkommen von Ohrid, das die Rechte der albanischen Bevölkerung in Politik,
Verwaltung und anderen Bereichen sicherstellen sollte.
Am 5. September 2009 sank ein Ausflugsschiff mit bulgarischen Touristen an Bord
im Ohridsee, rund 250 Meter vom Ufer von Ohrid entfernt, wobei 15 Menschen
starben. Das 1924 in Deutschland erbaute Schiff war nach Behördenangaben in
einem technisch guten Zustand, jedoch trat der mazedonische Verkehrsminister
dennoch kurz darauf von seinem Posten zurück.
Sehenswürdigkeiten
Festung
Die Festung des Zaren Samuil, wie heute die Zitadelle meist genannt wird, steht
auf dem höchsten Punkt der Stadt, dem Stadthügel Gorni Saraj. Sie war Teil der
Festungsanlagen, welche die Stadt umschlossen. Erste Spuren einer Befestigung,
die möglicherweise von Philipp II. von Makedonien weiter ausgebaut wurde,
stammen von den Encheläern aus dem 4. Jahrhundert v. Chr. Zwischen 992 und 1018
war Ohrid kurze Zeit Hauptstadt des ersten bulgarischen Reiches und damit
Residenz des bulgarischen Zaren Samuil, der wohl die Festung und die Stadtmauern
in ihre heutige Form erweiterte. Zusammen mit den Stadtmauern besitzt die Anlage
rund 20 Mauer- und Tortürme sowie sechs Stadt- und Festungstore. Die Zitadelle
wurde 2003 zum Teil renoviert. Während der Sommersaison ist sie beliebtes
Ausflugsziel von Touristen, da man von dort ein weitreichendes Panorama
überblicken kann.
Kirchen und Klosteranlagen
Das mittelalterliche Ohrid war ein geistiges Zentrum des Christentums in
Südosteuropa. In den vielen orthodoxen Kirchen und Klosteranlagen der Stadt und
der unmittelbaren Region waren zahlreiche Skriptorien und Bibliotheken
untergebracht. Seinen außerordentlichen kunsthistorischen Ruhm verdankt die
Stadt vor allem zwei Kirchen:
Sophienkirche (Sveti Sofija)
Auf den Fundamenten einer frühchristlichen Kirche wurde im 11. Jahrhundert unter
dem griechischen Erzbischof Leo (1036-56) eine dreischiffige Kathedrale mit drei
Apsiden, einer mächtigen Kuppel über dem Mittelteil und einem Glockenturm vor
der Westfassade errichtet. 1317 ließ Erzbischof Grigorije das Gebäude um einen
großen, zweigeschossigen Exonarthex mit Vorhalle, zwei weiteren Kuppeln und
Galerien im Obergeschoss erweitern. Die Türken gestalteten die Kirche in eine
Moschee um, wobei Glockenturm, Zentralkuppel und Innengalerien zerstört wurden.
Sie fügten den noch heute bestehenden Minbar ein und übertünchten die Fresken,
was diese - ungewollt - über die Jahrhunderte rettete. Diese wurden erst in den
Fünfzigerjahren des letzten Jahrhunderts freigelegt und zählen zu den
großartigsten Leistungen der europäischen Kunstgeschichte. Die ältesten
Malereien aus dem 11. Jahrhundert sind nur noch im Altarraum und Narthex
vollständig erhalten. Im Gewölbe des Altarraums findet sich die monumentale
Himmelfahrt Christi: Christus wird von vier Engeln gen Himmel getragen, während
die Apostel und Maria auf der Erde zurückbleiben; darunter ein mit betenden
Engeln geschmückter Fries. In der Apsiskonche ist frontal die Thronende
Muttergottes mit Kind dargestellt. Auch die Darstellungen des Opfer Abrahams,
der Vierzig Märtyrer von Sebaste auf dem zugefrorenen See und die Portraits der
Slawenapostel Kyrill und Method im Narthex sind unter den bedeutenden Werken.
Die Fresken des Narthex-Obergeschosses und des Exonarthex' stammen aus dem 14.
Jahrhundert. Sie erzählen mit vielen malerischen Einzelheiten eine Fülle
verschiedener Themen, auch aus dem Alten Testament. Mehrere Signaturen (z. B. im
Schwert des Erzengels in dem Bild Reue Davids) weisen auf den Meister Johannes
Theorianos hin.
Sveti Kliment (Peribleptos-Kirche)
Im Jahr 1295 stiftete der byzantinische Feldherr Progon Sguros und seine
Gemahlin Eudokia, Tochter des Basileios Andronikos II. (Byzanz) Paläologos, eine
Kirche, die zunächst der Gottesmutter Peribleptos (Περιβλὲπτος = hochangesehen)
geweiht war. Erst als später die Reliquien des Heiligen Kliments überführt
worden waren, erhielt die Kirche, die wegen der Umwandlung der Sophienkirche in
eine Moschee jetzt erzbischöfliche Hauptkirche war, den Namen Sveti Kliment. Der
byzantinische Ziegelsteinbau auf dem Grundriss des "eingeschriebenen Kreuzes"
ist mit einer oktogonalen Kuppel und einer gestuften Altarapsis versehen. Im 14.
Jahrhundert wurden zu beiden Seiten des Altarraums zwei Nebenkirchen angefügt.-
Die an mehreren Stellen signierten Fresken sind die frühesten Werke der beiden
Maler Michael (Michailo) und Eutychios (Eutihije) - dennoch mit klarer
Linienführung und einheitlicher Farbgebung meisterhaft komponiert. Auffallend
sind die jugendlichen, athletischen Gestalten selbst der alten Kirchenväter, die
Lebenskraft und Heldenmut ausstrahlen. Die Fresken von Sveti Kliment stehen am
Beginn einer neuen Epoche byzantinischer Wandmalereien. Nach der eleganten
Monumentalmalerei des 13. Jahrhunderts, wie sie am Hof der Komnenen gepflegt
wurde, leiten sie nun über zur Malerei der sogenannten Palaiologischen
Renaissance, bei der auf allen Wänden eine ungeheure Figurenfülle dargestellt
wird. Unter anderem sind hervorzuheben eine Kreuzigung, die Beweinung Christi
und ein ganzfiguriger Heiliger Kliment.- Im Exonarthex ist eine der größten und
kostbarsten mittelalterlichen Ikonensammlung untergebracht. Sie bietet einen
Überblick über verschiedene byzantinische Stilepochen zwischen dem 11. und 14.
Jahrhundert.
......