Kambodscha 55


Von Stung Treng nach Kracheh

Von Stung Treng nach Kracheh waren es nur etwa 160 km. Allerdings waren die Straßenverhältnisse saumäßig: Neben Schlammpisten waren es die zerbrochenen Asphaltdecken ehemaliger Kolonialstraßen, die ein zügiges Fahren unmöglich machten. Wir benötigten 10½ Stunden für die Strecke. Mein Fahrer wollte die Fahrt erst nach gutem Zureden (und entsprechendem Geld) machen, außerdem wollte er mindestens noch 3 weitere Leute mitnehmen, da es sich sonst für ihn nicht rentieren würde. Erst hinterher wurde mir klar, was damit gemeint war: Alle paar Kilometer gab es Militärposten (über 20 auf unserer Strecke), die Wegezoll kassierten. Diese Soldaten, die zum offiziellen Militär gehörten, hatten womöglich monatelang keinen Sold mehr bekommen und mussten somit für ihren eigenen Unterhalt sorgen.

Das geschah dann folgendermaßen: Die Posten lagen versteckt im Dschungel, man erkannte sie nur an einem schrägen Stock, an einer an einem Baum hängenden Jacke oder Tuch. Die Posten selbst waren nicht zu sehen. Überall stoppte mein Fahrer und verschwand mit Zigaretten und Geld im Wald. Als ich einmal mitging, bot sich mir folgendes Bild: Die Soldaten lagen in Hängematten, die Kalaschnikow im Arm, der Führer winkte gnädig den Fahrer heran, der näherte sich devot und überreichte dem Chef umgerechnet etwa 2 US-$, was für die Einheimischen damals sehr viel Geld war. Nun waren aber die Posten manchmal so versteckt, dass auch der Fahrer die Hinweiszeichen übersah. Ein Feuerstoß aus einer Kalaschnikow über unsere Köpfe hinweg erinnerte dann daran, dass wir etwas übersehen hatten.

An einer Stelle erschien plötzlich eine Gruppe Soldaten, bewaffnet mit Kalaschnikows, Maschinengewehr, Gewehrgranaten, Panzerfäusten u.ä.  und verlangten, mitgenommen zu werden. Normalerweise passen in einen Jeep 5-6 Personen, mit den Soldaten waren wir schließlich 13! Einer setzte sich auf die Motorhaube, das Maschinengewehr kam aufs Dach, die anderen hingen außen am Wagen, für mich eine unheimliche Situation. Über eine Stunde hatten wir diese nette Gesellschaft. Unterwegs sprangen sie einmal ganz plötzlich ab und ballerten wie wild vor uns in den Wald hinein. Sie hätten verdächtige Gestalten gesehen. Irgendwann verschwanden sie dann im Dschungel. Wir konnten wieder aufatmen.

Unser Jeep steckt im Schlamm Unser Jeep steckt im Schlamm Unser Jeep steckt im Schlamm
Nicht weit hinter Stung Treng blieben wir zum ersten Mal im Schlamm stecken.
Hilfe naht! mit vereinten Kräften kommen wir wieder frei Geschafft!
Zum Glück kamen bald ein Lastwagen und ein weiterer Jeep mit Leuten, die uns heraushalfen. Ab da fuhren wir im Konvoi mit dem anderen Wagen.
Hauptstraße nach Kracheh Achtung, Minen! Hauptstraße nach Kracheh
  Ein 1994 noch häufiges Warnschild  
Termitenhügel Kontrollstation Handgesägte Bretter
Termitenhügel Rast an einem Militärposten Bretter werden mit Hand gesägt

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