Burma 1


Vorbemerkung:

"Und dann erhob sich ein goldenes Wunder am Horizont, ein leuchtendes, glänzendes Wunder, das in der Sonne erstrahlte. Es hatte weder die Halbkugelform moslemischer noch die Turmform hinduistischer Tempelbauten. Es stand auf einem grünen Hügel. .....
'Das ist die alte Shway Dagon', sagte mein Gefährte, 'dies ist Burma, und es wird wie kein anders Land sein, das Du kennst'."

(R. Kipling, Letters from

the East, 1889)

Grafik aus einem Foto: Schwedagon-Pagode in Yangon

"Burma - Goldenes Land" - "Mystisches Burma" - "Myanmar - Land der Pagoden"

so wird Burma/Myanmar heute beworben. Ich habe Burma (ich werde diesen Namen verwenden, da 'Myanmar' nur den Wenigsten bekannt ist; s. Einleitung) 1995 bereist. In diesem Jahr begann das Land sich mehr für Touristen zu öffnen, man bekam immerhin ein Visum für 4 Wochen, Privatwirtschaft wurde zaghaft geduldet, und bisher verbotene Gebiete konnten besucht werden.

 

Darf man überhaupt nach Burma reisen? Diese Frage stellte sich mir auch schon 1995.

In Myanmar, wie das Land seit 1989 offiziell heißt, wurden und werden von der Militärdiktatur  Menschenrechte missachtet. Zwangsarbeit, Zwangsumsiedlungen und Vertreibung, Kindersoldaten, Verhinderung der freien Meinungsäußerung u.a. sind an der Tagesordnung. Viele Touristen werden davon kaum etwas mitbekommen, aber wenn man sich aufmerksam umschaut und Kontakt zu den Menschen bekommt, erfährt man doch einiges. (s. Links zu Menschenrechten/ Tourismusboykott)

Ich hatte im Jahr vorher in Thailand mit Studenten aus Burma über diese Problematik gesprochen. Sie gehörten zum Volk der Karen, einer von der Militärdiktatur unterdrückten und verfolgten Minderheit und lebten als Flüchtlinge in Thailand. Sie bestärkten mich eigentlich darin, Burma zu besuchen und aufmerksam zu beobachten. Dazu werde ich weiter unten einige Beispiele berichten.

1995 bekam man ein Visum am einfachsten, wenn man eine organisierte Tour buchte. Außerdem sparte man die 200,- US-$ Mindestumtausch, die damals vorgeschrieben waren. So reiste ich im August zunächst mit einer kleinen Gruppe (5 Personen) eine Woche durchs Land. Ich hatte mir allerdings das Visum für die längstmögliche Zeit von 28 Tagen ausstellen lassen. Das war erst seit diesem Jahr möglich, nachdem jahrelang nur 2-Wochen-Visa ausgestellt wurden. Unterwegs besprach ich bereits mit unseren lokalen Guides meine weiteren Touren, etwa nach dem Motto: In 10 Tagen komme ich wieder hierhin, dann möchte ich mit einem Guide und Auto da oder dorthin und das oder das sehen. Das klappte dann auch prima. So konnte ich von Mandalay aus Myitkyina und die Kachin- und Lisu-Dörfer der Umgebung besuchen, die in meinem Reiseführer noch als 'verbotene Orte' aufgeführt wurden.

Dass man als Tourist doch einiges von der Situation im Lande mitbekam, sollen einige Beispiele aufzeigen:

Der Hausarrest der Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi war im Juli aufgehoben worden. Der Name durfte nie laut genannt werden. Sie hieß überall 'Our Special Lady'.

In Bagan (Pagan) sitze ich mit meinem Guide in einem Restaurant. Wir unterhalten uns über alles mögliche. Plötzlich deutet er auf einige Männer an einem etwas entfernteren Tisch und flüstert mir zu: "Wir müssen jetzt aufpassen, was wir sagen. Die da sind von der Geheimpolizei."

Ebenfalls in Bagan: Ein höheres Regierungsmitglied hatte sich angesagt. Bereits Tage vorher wurden Zäune und Häuser getüncht. Am Tag selbst sah ich die Menschen eines Dorfes auf der Straße hocken, dabei Soldaten mit Gewehren. Es hatte in der Nacht geregnet, es gab einige Pfützen, und die Leute mussten mit ihren Händen oder mit Tellern das Wasser aus den Pfützen schaufeln, damit der Herr Minister mit seinem Autokonvoi nicht durch Pfützen fahren musste!

Eisenbahn von Myitkyina nach Mandalay: Die Fahrkarten waren mit meiner Passnummer versehen, mehrmals wurde ich kontrolliert. An einer Station stiegen einige Offiziere zu. Mit herrischen Worten vertrieben sie einige Leute von ihren Plätzen, um sich dann selbst dorthin zu setzen.

Arbeiter an der gleichen Bahnlinie: Die meisten von ihnen trugen Fußeisen und wurden von Soldaten bewacht. Ich traute mich nicht zu fotografieren, da direkt neben mir zwei Offiziere saßen.

Burma ist ein sehr schönes Land und hat liebenswerte Menschen. Der Buddhismus ist die prägende Kraft, überall sieht man Pagoden, Klöster und Tempel. So habe ich Stunden an der Shwedagon-Pagode in Yangon verbracht und die Menschen beobachtet. Dazu ist der Geisterglaube sehr stark verbreitet. Die Geister, Nats genannt, spielen im Leben eines Burmesen eine große Rolle.

Auch die militärischen Machthaber lassen sich vom Aberglauben leiten: Bis 1979 war in Burma Linksverkehr üblich (Relikt der britischen Kolonialzeit). Es wird erzählt, dass ein Astrologe dem damaligen Staatspräsidenten Ne Win vorausgesagt habe, er werde bei einem Autounfall auf der linken Straßenseite sterben. Von einem Tag auf den anderen ließ Ne Win den Rechtsverkehr einführen.

Ein weiteres Beispiel ist die Währung Kyat. Die ungewöhnlichen Werte von 90 und 45 Kyat wurden 1987 nach der Über-Nacht-Entwertung der ebenfalls ungewöhnlichen Notenwerte zu 75, 35 und 25 Kyat neu herausgegeben. 90 und 45, beides Zahlen, die durch 9 teilbar sind und damit in der Quersumme ebenfalls 9 ergeben - diese Stückelungen waren das Ergebnis des Aberglaubens des damaligen Machthabers General Ne Win, dessen persönliche Glückszahl die '9' war.


Reiseverlauf:

Meine (organisierte) Reise begann in der damaligen Hauptstadt Rangoon (Yangon), führte über die alte Königstadt Bagan nach Mandalay, zum Inle-See und zurück nach Yangon.

Von Yangon startete ich dann auf eigene Faust: Flug nach Mandalay, Flug nach Myitkyina, zurück mit dem Zug nach Mandalay, mit dem Schiff auf dem Irawadi (Irrawaddy) nach Bagan, zurück nach Yangon über Prome mit dem Auto; von Yangon mit dem Auto nach Bago (Pegu) und Syriam.

Auf 80 Seiten mit ca. 860 Bildern können Sie diese Reise virtuell nachvollziehen.


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