Nadja Thelen-Khoder


Drei Massaker, zwei Gedenksteine, ein Friedhof1 – und zwei Tafeln

(original PDF: Drei Massaker.... )


 

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1 https://www.schiebener.net/wordpress/franzosenfriedhof/

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2 Die komplette Liste der Bestatteten auf https://www.schiebener.net/wordpress/wp-content/uploads/2017/10/Liste-Waldfriedhof-Meschede.pdf

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Tafel auf dem Gedenkstein zum
Massaker in Warstein:

Tafel auf dem Gedenkstein zum
Massaker in Suttrop:

Tafel auf der „Kriegsgräberstätte
Eversberg“:

„Gedenkstätte ,Russenfriedhof’.
Am 20. März 1945 wurden hier im
Langenbachtal 14 Männer, 56
Frauen und ein Kind von einem
SS-Sonderkommando grausam
ermordet. An dieser Stelle
befanden sich von 1945 bis 1964
die Gräber dieser 71 unbekannten
russischen Kriegstoten. 1964
erfolgte durch den Volksbund
Deutsche Kriegsgräberfürsorge
die Umbettung auf den
Waldfriedhof Fulmecke in
Meschede. Stadt Warstein 1993“

„Am 21. März des Kriegsjahres
1945 wurden an dieser Stelle 57
Sowjetbürger, Männer, Frauen
und ein Kleinkind, von SS-Schergen
grausam ermordet.
,Doch die traurigen Zeilen wisch'
ich nicht weg' Puschkin“

,Tatsächlich’, dachte ich beim
Näherkommen. Wenige hundert
Meter vom Ort des 3. Massakers
entfernt steht jetzt eine
Gedenktafel – und dann fühlte ich
mich wie vor den Kopf geschlagen
(noch weiter unten).

 

„Hier ruhen 27 sowjetische Bürger, die in

der schweren Zeit 1941 - 1945 fern von ihrer Heimat starben.“

„Hier ruhen 36 sowjetische Bürger, die in
der schweren Zeit 1941 - 45 fern von ihrer Heimat starben.“

„Hier ruhen 30 sowjetische Bürger, die in der schweren Zeit

1941 - 45 fern von ihrer Heimat starben.“

„Hier ruhen 28 sowjetische Bürger, die in der schweren Zeit

1941 - 1945 fern von ihrer Heimat starben.“

„Hier ruhen 80 sowjetische
Bürger, die in der schweren Zeit
1945 fern von ihrer Heimat
starben.“

27+36+30+28=121
Was war wohl mit den anderen sieben Leichen?

Und auch noch einmal den Text auf der eisernen Tafel rechts hinter dem Eingangstor:

-Waldfriedhof Fulmecke –
Der Friedhof wurde im I. Weltkrieg angelegt
und diente als Ruhestätte für Kriegsgefangene
mehrerer Nationen (insbesondere Franzosen), die im
Mescheder Kriegsgefangenenlager verstorben waren.

Französische, belgische und italienische Kriegstote
wurden nach dem I. Weltkrieg in ihre Heimat überführt.

Für die russischen und polnischen Kriegstoten des
I. Weltkrieges blieb der Waldfriedhof die letzte Ruhestätte.
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Im Jahre 1964 wurden 121 unbekannte russische Tote aus
den Gemeinden Suttrop und Warstein nach hier überführt.

In den Jahren 1965/66 erfolgte eine völlige
Neugestaltung des Friedhofes.

Heute ruhen hier 287 russische und polnische Kriegstote.

Das schmiedeeiserne Tor mit den Sandsteinflügelmauern
sowie die Figur des französischen Soldaten sind Arbeiten
unbekannter französischer Gefangener.

Die Stele im hinteren Bereich des Friedhofes wurde
nach dem II. Weltkrieg durch die Sowjetunion errichtet.“

 

Zwangsarbeiter? Massaker? Kein Wort!
 

Und jetzt? Was steht auf der Gedenktafel von 2016 auf der „Kriegsgräberstätte Eversberg“ zum Waldfriedhof, wo auch die Ermordeten der oben benannten drei Massaker von Warstein, Suttrop und Eversberg liegen – auch die, die wenige hundert Meter entfernt erschossen und erschlagen wurden?

(Gedenkstein Warstein:
„Gedenkstätte ,Russenfriedhof’.
Am 20. März 1945 wurden hier im
Langenbachtal 14 Männer, 56
Frauen und ein Kind von einem
SS-Sonderkommando grausam
ermordet. An dieser Stelle
befanden sich von 1945 bis 1964
die Gräber dieser 71 unbekannten
russischen Kriegstoten. 1964
erfolgte durch den Volksbund
Deutsche Kriegsgräberfürsorge
die Umbettung auf den
Waldfriedhof Fulmecke in
Meschede. Stadt Warstein 1993
(Gedenkstein Suttrop:
„Am 21. März des Kriegsjahres
1945 wurden an dieser Stelle 57
Sowjetbürger, Männer, Frauen
und ein Kleinkind, von SSSchergen
grausam ermordet.
,Doch die traurigen Zeilen wisch'
ich nicht weg' Puschkin“)
Kriegsgräberstätte Eversberg:

„Waldfriedhof Fulmecke“
Dann kommt ein Photo von W.

Held vom Eingangstor. Und
darunter steht:

„Für historisch interessierte
Besucher ist der Waldfriedhof
Fulmecke (Fulmecke/Hundeweg),
der sogenannte
,Franzosenfriedhof’ sehenswert.
Auf einer Gedenkplatte im
Eingangsbereich ist die
Geschichte des Friedhofes zu
lesen:
,Der Friedhof wurde im Ersten
Weltkrieg angelegt und diente als
Ruhestätte für Kriegsgefangene
mehrerer Nationen (insbesondere
Franzosen), die im Mescheder
Kriegsgefangenenlager verstorben
waren. Französische, belgische
und italienische Kriegstote wurden
nach dem Ersten Weltkrieg in ihre
Heimat überführt. Für die
russischen und polnischen
Kriegstoten des Ersten
Weltkrieges blieb der Waldfriedhof
die letzte Ruhestätte.’3
Im Jahre 1964 wurden 121
unbekannte russische Tote des
Zweiten Weltkrieges aus den
Gemeinden Suttrop und Warstein
nach hier überführt. In den Jahren
1965/66 erfolgte eine völlige
Neugestaltung des Friedhofes.
Heute ruhen hier 287 russische
und polnische Kriegstote. Das
schmiedeeiserne Tor mit den
Sandsteinflügelmauern sowie die
Figur des französischen Soldaten
sind Arbeiten unbekannter
französischer Gefangener.
Die Steele4 im hinteren Bereich
des Friedhofes wurde nach dem
Zweiten Weltkrieg durch die
Sowjetunion errichtet.“
Die Kriegsgräberstätten in
Eversberg und Meschede werden
durch die Stadt Meschede betreut.
Der Text entstand in
Zusammenarbeit mit dem
Stadtarchiv Meschede.
Volksbund Deutsche

Kriegsgräberfürsorge
Landesgeschäftsstelle NRW
Kreis und Hochschulstadt
Meschede
Der Bürgermeister“

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3 Das Gänsefüßchen verstehe ich nicht.
4 Ich wüßte wirklich gern, wer die beiden Stelen damals in Warstein – eine auf dem „Russischen Ehrenfriedhof des Anstaltsfriedhofes“ der LWL-Klinik und eine auf dem „Russenfriedhof“ am Melkeplätzchen – errichtet hat. „Die Sowjetunion“ - wer ist das? Wer hat die Stelen angefertigt, behauen und beschriftet?

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Zwischen „Für die russischen und polnischen Kriegstoten des Ersten Weltkrieges blieb der Waldfriedhof die letzte Ruhestätte“ und „Im Jahre 1964 wurden 121 unbekannte russische Tote des Zweiten Weltkrieges aus den Gemeinden Suttrop und Warstein nach hier überführt“ fehlen wieder die 80 Ermordeten von Eversberg, die 1947 exhumiert und auf dem Waldfriedhof Meschedes bestattet wurden, und auch die 121 Ermordeten bleiben „unbekannte russische Tote“5.

Drei Massaker, zwei Gedenksteine, ein Friedhof – und zwei unsägliche Tafeln.

Ach so, damit wir es nicht vergessen:

„Das schmiedeeiserne Tor mit den Sandsteinflügelmauern sowie die Figur des französischen Soldaten sind Arbeiten unbekannter französischer Gefangener.“
 


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5 Peter Bürger, Jens Hahnwals und Georg D. Heidingsfelders „Sühnekreuz Meschede. Die Massenmorde an Zwangsarbeitern im Sauerland während der Endphase des 2. Weltkrieges und die Geschichte eines schwierigen Gedenkens, edition leutekirche sauerland 3, Books on Demand, Norderstedt 2016, S. 393 (erweiterte Buchausgabe von „Zwischen Jerusalem und Meschede“, kostenloser Download unter http://www.sauerlandmundart.de/pdfs/daunlots 76.pdf )

6http://www.hpgrumpe.de/meschede/lager

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