FAZ 31.12.1999
Ha. COLOMBO, 30. Dezember. Nach Angaben indonesischer Offiziere sind seit Wochenanfang
auf der Molukken-Insel Halmahera mehr als 250 Menschen in der bisher
schlimmsten Orgie blutiger Gewalt zwischen Christen und Muslimen umgekommen.
Halmahera liegt nördlich von Ambon und 2300 Kilometer östlich von Jakarta.
Seit Januar sind mehr als tausend Todesopfer zu beklagen. Angehörige beider Glaubensgemeinschaften tragen einen Streit, der noch aus
der holländischen Kolonialzeit stammt und von der Suharto-Diktatur mit
militärischer Repression niedergehalten wurde, jetzt offen aus. Während auf
Ambon, einstmals das Zentrum der Nelkenindustrie, am Mittwoch die überwiegend
muslimischen Militärs die Kontrolle von der hauptsächlich christlichen Polizei
übernommen haben und dort nach rund sechzig Toten ein Mass der Ruhe eingekehrt
ist, scheint der blutige Konflikt auf andere Teile der „Gewürzinseln"
über zu springen.
Mehr als zwölftausend Angehörige beider Konfessionen sind
auf der Flucht. Präsident Wahid hat zugegeben, dass die Situation „außer
Kontrolle" ist, will aber das Kriegsrecht, welches in Ambon allerdings
inzwischen faktisch existiert, nicht ausrufen. Die Ursachen des Streits,
nämlich die Bevorzugung der Christen durch die Holländer, muslimische
Ressentiments und die Zuwanderung von Muslimen aus anderen Teilen Indonesiens
sind spezifisch für die Molukken. Ähnlich schwere Gefahren für andere Teile des
Inselreichs bestehen nicht.