FR 4.1.2000

 

Zahl der Toten auf den Molukken steigt

Massenflucht nach neuer Gewaltwelle auf ostindonesischen Gewürzinseln / Razzia der Armee

 

JAKARTA, 3. Januar (dpa). Bei den blutigen Auseinandersetzungen zwischen Christen und Moslems auf der ostindone­sischen Molukken-Insel Seram am Neu­jahrstag sind offenkundig weit mehr Men­schen umgekommen als zunächst gemel­det worden waren. Nach einem Bericht der Tageszeitung Jakarta Post vom Mon­tag starben dabei mindestens 58 Einwoh­ner. Damit wären innerhalb einer Woche mehr als 550 Menschen bei den Auseinan­dersetzungen ums Leben gekommen.

Die neue Welle der Gewalt auf der Mo­lukken-Insel löste nach Angaben der indo­nesischen Nachrichtenagentur Antara eine Massenflucht aus. Tausende Bewoh­ner hätten panikartig die Inselhauptstadt Masohi verlassen. Mehr als 300 Wohn­häuser und Läden seien im Verlauf der Krawalle zerstört worden.

In Ambon stellte die Armee bei Haus­durchsuchungen Hunderte von Waffen sicher, meldete Antara. Dabei hätten die Soldaten auch 22 Sprengsätze gefunden sowie Handgranaten und Munition aus Armeebeständen. Das Militär hatte am vergangenen Mittwoch die Polizeigewalt

in Ambon übernommen, von wo in der vergangenen Woche die neuen Unruhen ausgegangen waren. Augenzeugen zufolge waren dort auch am Montag sporadisch Schüsse und Detonationen zu hören gewe­sen. Das Militär hat auf den Molukken nach Medienberichten rund 9000 Mann stationiert.