Molukken 2010 - Die Tanimbar-Inseln


Saumlaki 1

Panorama von Saumlaki (anklicken)


 

Nach 3 Tagen ging unsere "Kreuzfahrt" endlich zu Ende. Am Samstag waren wir frühmorgens in Kupang/West-Timor gestartet. Am Dienstag 1.30 Uhr morgens landeten wir am Pier von Saumlaki, der Hauptstadt der Tanimbaren. Mit Annie und Aries, die wir auf dem Schiff kennengelernt hatten, organisierten wir ein Bemo (Minibus) und fuhren zunächst zum "Harapan Indah" Hotel, dem besten Hotel vor Ort. Nach langem Klingeln erschien dann auch jemand, der uns aber mitteilte, dass das Hotel voll sei. Also auf zum nächsten, dem "Pantai Indah". Hier bekamen wir tatsächlich ein Zimmer, allerdings "very basic", für indonesische Verhältnisse aber recht teuer: 193000 Rp (ca. 16 €).

Gegen Mittag versuchten wir es noch einmal, und tatsächlich: wir bekamen ein Zimmer im "Harapan Indah". Hier kostete eine Nacht mit kleinem Frühstück zwar 286000 RP (ca. 25 €), dafür war das Zimmer aber pieksauber, alles funktionierte (inkl. Dusche mit warmem Wasser), das Schönste aber war die Terrasse: auf Pfählen ins Meer gebaut, überall Pflanzen und kleine Bäume, fast paradiesisch.

Nach unserem Umzug machten wir uns auf zur Erkundung der Stadt. Saumlaki ist ein kleiner schmuddliger Ort und bietet eigentlich keine Attraktionen. Es gibt eine Hauptstraße, auf der die Bemos hin und her fahren. Man kann aber fast alles zu Fuß erreichen. Es gibt noch einige wenige Bauten aus der Kolonialzeit, ansonsten moderne Gebäude mit viel Wellblech.

Wir versuchten auch, mehr Informationen über die Tanimbaren zu bekommen. Es gab sogar eine Tourismusbehörde im neuen Kantor Bupati, der Bezirksbehörde (liegt etwas außerhalb, auf dem Satellitenbild unten ist die neue große Straße, die dorthin führt, zu sehen). Hier trafen wir auf Mr. Nick Kdise, der sehr freundlich und hilfsbereit versuchte, uns die 'Attraktionen' seiner Insel schmackhaft zu machen. Wie in vielen indonesischen Behörden gab es viel Personal, aber wenig zu tun. Die Mitarbeiter (meistens ehemalige Lehrer, die in dieser Behörde mehr als im Schuldienst verdienen konnten) lasen Zeitung, spielten mit ihren Handys und warteten auf den Feierabend. Mr. Nick war der 'Adviser', der Berater in Sachen Tourismus der Behörde. Er hatte mehrere Konzepte zur touristischen Entwicklung der Region erarbeitet, stieß aber nach eigenen Aussagen bei den entscheidenden Leuten auf wenig Interesse. Wir erhielten eine Karte (die anscheinend noch aus der Kolonialzeit stammte, alle Namen waren in holländischer Schreibweise) und eine schön gemachte Broschüre mit vielen Bildern, die aber keinerlei wirkliche Informationen bot.

Es gibt übrigens zwischen Darwin/Australien und Saumlaki seit 2002 eine jährliche 'Sail Saumlaki'. Bis zur australischen Küste sind es nur ca. 390 km, bis Darwin ca. 500 km Luftlinie. Nach Jakarta, der Hauptstadt Indonesiens, sind es allerdings mehr als 2700 km!

Quelle: Google Earth

Kal Muller schreibt in seinem Buch 1997:

"... Die angenehme kleine Stadt Saumlaki an der Südküste Yamdenas ist umgeben vom Meer an der geschützten Küste einer langen Halbinsel. Die einheimische Bevölkerung bekennt sich zum römisch-katholischen Glauben. Die Protestanten kamen später als die Katholiken, und der Protestantische Glaube hat sich in Teilen der Westküste von Yamdena und der Inseln nach Norden ausgebreitet. Ungefähr 200 Moslems vom überfüllten westlichen Indonesien hat es in die Stadt getrieben, sie arbeiten hauptsächlich als Tagelöhner. Viele sind vor der Morgendämmerung, unterwegs, um die kühlen Morgenstunden auszunutzen und Fisch, Früchte und Gemüse auf dem geschäftigen Markt einzukaufen, der ca. gegen 10.30 Uhr beendet ist.
Saumlaki liegt an einer breiten Bucht, deren Eingang durch mehrere kleine Inseln geschützt wird, die ausgezeichnetes Sporttauchen ermöglichen. Schöne einheimische Orchideen blühen vom März bis Juni im Naturschutzgebiet der Insel Anggarmasa....

... Im Gefolge chinesischer Großhändler suchten sich 1907 die Holländer Saumlaki als ihr Verwaltungshauptquartier aus. Drei Jahre später kamen die ersten katholischen Missionare.....

....Der Zweite Weltkrieg weckte Saumlaki aus seinem Schlaf auf. Eine japanische Marine-Einsatztruppe landete bei Tagesanbruch nach einem die ganze Nacht dauernden Beschuss. Aber die Landetruppe wurde begegrüßt mit einer tödlichen Überraschung. Starke Verteidigungsstellungen waren vom Ambonesischen Sergeanten Julius Taija mit einigen Maschinengewehren und uralten Büchsen ausgerüstet worden. Achtzig der ersten 100 japanischen Sturmtruppsoldaten wurden getötet. Aber andere Japaner landeten schnell und begannen, die Handvoll Verteidiger zu überlisten. Die Eingeborenen der Kolonialarmee warfen ihre Uniformen fort und mischten sich unter die Bevölkerung. Nach einer lokaler Geschichte verbarg sich ein holländischer Soldat, der zu den Verteidigern gehörte, für den Rest des Krieges in einem Dorf. Ein anderer sagt, der Sergeant aus Ambon habe sich mit einem Boot nach Australien abgesetzt  und wurde Leutnant des holländischen militärischen Geheimdienstes.  

Saumlaki wurde in eine sekundäre japanische Basis mit einem Flugplatz und bis zu 1.000 Soldaten umgewandelt. Die Beziehungen waren nicht besonders freundlich. Die einheimischen Mädchen wurden für die Freizeitgestaltung der Soldaten zusammengetrieben, betrunkene Soldaten verprügelten einige der Eingeborenen, und die Japaner zwangen die Tanimbar-Inselbewohner, ihnen Straßen zu bauen und Nahrung für sie anzubauen. Eine Schule zum Lehren der japanischen Sprache funktionierte ungefähr zwei Jahren mit ca. 50 jungen Studenten. Kinder und einige Erwachsene wurden gedrillt und trugen Holzgewehre. Jeder musste seine eigene Kleidung herstellen. Einheimische Baumwolle wurde von Hand gesponnen und zu Kleidung gewebt.  

Als sich das Schicksal des Krieges wendete, erlitt die Insel Bombenangriffe von Australien, und drei Kampfflugzeuge der Verbündeten wurden vom Himmel geholt. MacArthur’s “island-hopping strategy” ließ die Tanimbaren aus, so saßen die Japaner, vom Nachschub abgeschnitten, hier fest, bis der Friedensvertrag unterzeichnet war und sie evakuiert wurden. Als sich der Flugplatz von  Saumlaki 1980 öffnete, kehrten zwei Gruppen von japanischen Veteranen, die hier gedient hatten, in einer "Nostalgie"-Tour zurück. Das freundliche Empfangs-Komitee schloss auch Einheimische ein, die noch passabel japanisch sprechen konnten.      

Aus: Kal Muller: MALUKU - Indonesian Spice Islands (Periplus Adventure Guides, 3. Aufl. Singapore 1997) S. 150-151 (eigene, etwas holprige Übersetzung)


 

Molukken 2010