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Santa-Cruz-Massaker
Nach dem Santa Cruz Massaker (auch Dili Massaker) vom 12. November 1991 auf dem gleichnamigen Friedhof in Dili, der Hauptstadt der damals von Indonesien besetzten Osthälfte von Timor, starben insgesamt 271 Menschen durch indonesisches Militär, 382 wurden verletzt. Nach dem Vorfall sind 270 Menschen spurlos verschwunden.

Die Ereignisse im Herbst 1991
Vorgeschichte
Im Spätsommer sollte eine Delegation des portugiesischen Parlamentes Timor Timur besuchen, wie die neue Provinz in indonesischer Sprache damals hieß, sagte dann aber ab. Die Mitglieder der Unabhängigkeitsbewegung wollten eine friedliche Demonstration organisieren und zeigten sich enttäuscht über die Absage der Diplomaten. Angehörige der APODETI und bewaffnete Milizen verbreiteten Angst im Land, trotz der Anwesenheit von UN-Beobachtern und angereisten Journalisten, und bedrohten die Menschen im ganzen Land, die Schutz in den Kirchen erhofften, die einzige unabhängige Organisation in Osttimor zu jener Zeit.

In der Nacht des 27. Oktober starb Sebastião Gomes bei einer Aktion indonesischer Sicherheitskräfte in der „San Antonio de Motael“ Kirche. Er wurde angeschossen und verblutete, nachdem junge Anhänger in der Kirche Zuflucht suchten, um der Verhaftung zu entgehen. Die Kundgebung war für den 11. November geplant, zwei Wochen nach der Ermordung von Gomes, dem Tag des Besuches von Pieter H. Kooijmans, damaliger Sonderberichterstatter für Folter der UNCHR und späterer Außenminister der Niederlande. Den endgültigen Termin verschoben die Anführer der Freiheitsbewegung, mit Einverständnis des Rebellenführers Xanana Gusmão, aber dann auf Mittwoch, den 12. November, nach dem Morgengottesdienst.

Die KOPASSUS-Spezialeinheit versuchte seit Beginn der Besetzung den mitlitärischen Arm der FRETILIN zu zerschlagen und die Anti-Integrationsbewegung zu unterwandern. Prabowo Subianto, ein Schwiegersohn von General Suharto, der seit 1976 in Osttimor für die Truppe gediente und zwei Jahre zuvor die Tim Alfa-Miliz erschaffen hat, traf den Oberbefehlshaber des KOPASSUS-eigenen Geheimdienstes „Satuan Tugas Intelijen“ Syafrie Syamsuddin in der Kaserne des Bataillons 744 Yonif Tage vor der Demonstration, die auch über einer örtlichen Radiostation angekündigt wurde. Neben den regulären Armeeeinheiten waren auch Mitglieder der Sondereinheit der Polizei Brimob im Gebiet stationiert. [1]; [2]

Verlauf der Demonstration und Opfer
Am frühen Morgen des 12. November 1991 versammelte sich eine Menschenmenge zu einer Messe für den getöteten Sebastião Gomes an der katholischen Motael Kirche in Dili. Der Trauerzug setzte sich etwa gegen 7.00 Uhr zum Friedhof Santa Cruz in Bewegung. Unterwegs schlossen sich viele junge Männer, Frauen, Kinder mit Schuluniformen und Alte in traditionellen Kleidern der Kundgebung an, die bisher größte in Osttimor seit dem Beginn der Besatzung. Mehrere Tausend Menschen zogen durch die Stadt, vorbei am Sitz des Gouverneurs Mario Carrascalao bis zu dem Friedhof. Einige trugen die Flagge von Osttimor und der FRETILIN, andere riefen laut den Namen des Rebellenführers Xanana Gusmão, oder anti-indonesische Parolen.

Die wenigen Polizisten und Soldaten, die entlang der Route auftauchten, konnten die Menschen nicht aufhalten. Etwa einen Kilometer vor dem Friedhof kam es zur ersten Auseinandersetzung bei denen Major Gerhan Lantara und sein Adjutant Prada Domingus in ziviler Kleidung mit einem Messer verletzt wurden. Die meisten Teilnehmer zogen weiter zum Friedhof. Einer späteren Zeugenaussage zufolge sind etwa 75 Männer des Batallions 700 den Demonstranten hinterhergerannt. Ein anderer lokaler Regierungsmitarbeiter berichtete von Bereitschaftspolizei Brimob und Einheiten der Batallione 700 und 744. Soldaten, mit amerikanischen M16-Sturmgewehren bewaffnet, war schon vor Ort, als der Hauptteil der etwa 3000 bis 4000 Menschen zählenden Demonstration am Friedhof ankam und sich zum Gebet versammelte.

LKWs erreichten das Geschehen und brachten mehr uniformierte Soldaten, die sich um den Friedhof postierten und ihre Waffen bereit machten. Trotz der Anwesenheit internationaler Journalisten eröffneten die Soldaten das Feuer vor dem Friedhof. Die Mauer des Friedhofes erschwerte den Menschen die Flucht. Nach fünf bis fünfzehn Minuten verstummten die Schüsse. Die Soldaten stachen und schlugen aber weiterhin mit Bajonetten und anderen Gegenständen auf die Verletzten ein. Der Oberbefehlshaber der Truppen in Osttimor Rudolf Warouw befand sich zum Zeitpunkt der Auseinandersetzung wahrscheinlich in einem Treffen mit dem UN-Gesandten Pieter H. Kooijmans.

Blutende Menschen flohen in Panik in alle Richtungen und suchten Unterschlupf. Tote und Verletzte lagen auf dem Friedhof, wurden später in Militärfahrzeugen abtransportiert und teilweise lebendig in Massengräbern verschüttet oder ins Meer geworfen. Im örtlichen Krankenhaus versammelten sich viele Leicht- und Schwerverletzte, einige verhafteten Soldaten nach der Behandlung und überführten sie in das nahe „Wire Husada“ Militärkrankenhaus, das der Öffentlichkeit unzugänglich war. Zeugen berichteten später von schrecklichen Szenen. Mädchen, von Soldaten verhaftet und in das Militärkrankenhaus gebracht, wurden nachts mehrmals vergewaltigt. Mit Steinen schlugen sie die Köpfe einiger Häftlinge ein.

Die Gesamtzahl der Verletzten lag bei 278, es gab viele Verhaftungen. Von insgesamt 270 Menschen fehlt nach dem Massaker jede Spur. Durch dieses Blutbad verloren 271 Menschen ihr Leben, darunter viele Kinder und Jugendliche. Zwei US-amerikanische Journalisten, Amy Goodman und Allan Nairn, beobachteten das Geschehen und wurden selbst Ziel von Angriffen. Max Stahl machte mit einer Videokamera. Der 20-jährige Neuseeländer Kamal Bamadhaj, Student der University of New South Wales in Sydney, starb als einziger Ausländer bei dem Massaker. [3]; [4]; [5]; [6]; [7];

Nachwirkungen
Indonesische Untersuchungen
Das indonesische Militär setzte eine interne Untersuchungskommission („Dewan Kehormatan Militer“, DKM) ein und behauptete 19 Menschen seien durch die Umstände auf dem Friedhof ums Leben gekommen. Präsident Suharto bevollmächtigte eine weitere Kommission („Komisi Penyelidikan Nasional“, KPN) mit Degree Nr.53 am 18. November. Eine Kommission untersuchte offiziell zum ersten mal in der indonesischen Geschichte ein Vergehen wegen möglichen Menschenrechtsverletzungen im Land. Drei Tage später begannen die sieben Mitglieder in Jakarta ihre Arbeit mit der Sammlung von Informationen. Ab dem 28. November sprachen sie mit 132 Augenzeugen in Osttimor, darunter am 4. Dezember mit 26 Gefangenen, Angehörige von Militär, Mitgliedern der Kirche, 66 Verwundete in dem Militärkrankenhaus.

Eine Rekonstruktion des Geschehens mit Angehörigen des laut späteren Berichtes beteiligten Infanterie Batallions 303 fand am 10. Dezember statt, aber ohne Mitglieder der Demonstration. Die angeblich 19 Todesopfer lagen noch vollständig bekleidet in einem Massengrab und wurden später exhumiert, darunter auch der Neuseeländer Kamal Bamadhaj. Am 14. Dezember, dem letzten Tag in Dili trafen sie sich mit Mitgliedern des örtlichen Parlamentes. Mit der Vorlage eines ersten Berichtes am 26. Dezember erhöhte sich die Anzahl der Toten auf „über 50“, ohne genaue Angaben über Personalien der Opfer zu machen, und die Zahl der Vermissten auf 90. Detaillierte Informationen über beteiligte Einheiten und Befehle wurden nicht veröffentlicht.

Auszug des Berichtes:

„The 12 November 1991 incident in Dili ... is the culmination of a series of earlier demonstration/incidents perpetrated by the anti-integration group/Fretilin ... was clearly not an act ordered by or reflecting the policy of the Government of the Armed Forces ... was essentially a tragedy which should be deeply regretted.“

„Der Vorfall vom 12. November 1991 in Dili ... ist der Höhepunkt einer Serie früherer Ereignisse, die von Gruppen der Anti-Intregrationsbewegung Fretilin verübt wurden ... war sicherlich kein Akt, der von den Befehlshabern des Militärs angeordnet, oder deren Anordnungen wiederspiegelte ... war hauptsächlich eine Tragödie, die zutiefst bedauert werden sollte.“

Der Bericht beschreibt eine aufgeheizte Stimmung bei den hauptsächlich jungen Demonstranten mit ihrer anti-indonesischen Einstellung und die Anwesenheit von westlichen Journalisten. Als Auslöser der Schüsse ist angegeben:

„As the tense atmosphere reached a boiling point, started by the stabbing of an Armed Forces officer and the wounding of a private, and aggravated by the provocative belligerence and aggressive attitude assumed by the crowd which was perceived by the security personnel as posing a threat to their arms and to their safety, a spontaneous reaction took place among the security personnel to defend themselves, without command, resulting in the excessive shooting at the demonstrators, causing deaths and wounded. At the same time, another group of unorganized security personnel, acting outside any control or command, also fired shots and committed beating, causing more casualties.“

„Die angespannte Stimmung erreichte den Siedepunkt, als ein bewaffneter Offizier mit einem Messer angegriffen und ein Soldat verletzt wurden, und wurde verschlimmert durch das provozierende und aggressive Verhalten der Menschenmenge, was auf die Sicherheitskräfte den Eindruck einer Bedrohung für ihre Waffen und Sicherheit machte. Dies löste eine spontane Reaktion der Selbstverteidigung – ohne Befehl – bei dem Sicherheitspersonal aus und führte zu den Schüssen auf die Demonstranten, die Tot und Verletzte hinterließ. Etwa zur gleichen Zeit eröffnete eine andere Gruppe unorganisierter und unkontrollierter Sicherheitsleute das Feuer, begann die Menschen zu schlagen und verursachte noch mehr Verletzte.“

Laut Kommission war das Bataillon 303 beteiligt, das für die Stadt die Verantwortung trug, und einer Gruppe unorganisierter Sicherheitskräfte, ohne Aussage über Identität jener Gruppe zu machen. Sechs Offiziere wurden wegen Fehlverhaltens für schuldig befunden. Brigade General Rudolf Warouw, der örtliche Kommandierende für Osttimor, Kolonel Binsar Aruan und Kolonel Gatot Purwanto wurden entlassen. Die anderen drei erhielten vorläufig keine Beförderung. Major General Sintong Panjaitan, der Kommandierende des Wehrbereiches für Nusa Tenggara Kodam IX/Udayana, verlor ebensfalls sein Amt und wurde von der Mutter des getöteten neuseeländischen Studenten in den USA verklagt.

Die Vorgesetzen am Tatort und Angehörige der Armee, die ohne Befehl und über den akzeptablen Normen handelten, wurden vor ein Militärgericht gestellt. Insgesamt: vier Offiziere, drei Unteroffiziere und ein Soldat. Weitere Ermittlungen gegen fünf Offiziere werden angestellt. Im Frühjahr 1992 standen zehn Männer in Denpasar unter Anwendung des Militärstrafrechts und Beobachtung der Presse vor Gericht. Keiner der Soldaten und Offiziere wurden wegen Mord oder Totschlag angeklagt. Alle Angeklagten erhielten wegen Missachtung der Dienstvorschriften Haftstrafen zwischen 10 und 18 Monaten. Einen Angeklagten befand man schuldig, einem Demonstranten ein Ohr abgeschnitten zu haben.

Proteste
Die Berichte der Journalisten, die das tragische Ereignis beobachten hatten, erreichten über die Nachrichtenagenturen viele Wohnzimmer der westlichen Welt und wurden mit Bestürzung aufgenommen. Es gab weltweite Proteste. Auch Tage nach den Ereignissen verhafteten indonesische Sicherheitsleute in Osttimor vermutlich Beteiligte.

Bei einer Demonstration vor einem UN-Gebäude in Jakarta, eine Woche später am 19. November 1991, übergaben Angehörige einem UNO-Mitarbeiter eine Petition. Die Polizei löste die Versammlung auf und brachte 70 Teilnehmer in eine örtliche Polizeistation „Polres“. Nach drei Tagen mit Verhören von bis zu zehn Stunden Dauer, transportierten sie die Sicherheitskräfte in die Hauptpolizeistation „Polda“ der indonesischen Hauptstadt. Erst am 27. November bestätigte die Regierung die Festnahmen und ließ 49 frei. Die restlichen und vier weitere Studenten der Udayana-Universität in Depasar, die in ihrem Hause auf Bali festgenommen wurden, blieben in Haft.

Die 1980 gegründetete Arbeitsgruppe für Fälle von Verschwinden bei der UNCHR (Working Group on Enforced and Involuntary Disappearances, WGEID) nahm ihre Arbeit auf und versuchte, das Schicksal der verschwundenen Menschen zu klären. Am 10. Dezember übergab sie der indonesichen Regierung in einer urgent action eine Liste mit 17 Namen. Max Stahls, Aufnahme wurde nach Australien geschmuggelt und Januar 1992 in dem englischen Fernsehsender Yorkshire Television des Independent Television-Netzes gezeigt. Die Bilder erhärteten die Vermutungen, dass es sich um eine geplante Aktion indonesischer Militär gehandelt hatte.

Ab März 1992 kam es zu ersten Verurteilungen. Fernando de Araujo, der unter anderem wegen Subversion und „... undermining the Indonesian Government and disgracing the nation in the eyes of the international community“ – „... dem Untergraben der indonesischen Regierung und der Entehrung der (indonesischen) Nation in den Augen der Weltgemeinschaft“ angeklagt wurde, erhielt am 25. Mai 1992 neun Jahre Gefängnis, weil er angeblich den Protest in Jakarta organisiert hatte. Die ICJ Kommission stellte über die Verurteilungen der Osttimoresen fest, dass Indonesien damit gegen Artikel 19 und 20 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte verstoßen hat. Im Sommer 1993 erhob die portugiesische Regierung schwere Vorwürfe gegen diese Gerichtsverfahren.

Berichten der Menschenrechtsorganisation Amnesty International von July 1992 zufolge hat seit dem Massaker die Einschüchterung gegen die Bevölkerung zugenommen. Viele politisch Aktive, viele Junge Menschen und katholische Priester, wurden Ziele von Hausdurchsuchungen, Schlägen, Verhaftungen und Todesdrohungen.

UN Untersuchungen
Der Sonderbevollmächtigte des Generalsekretärs der UNO Amos Wako bereiste Osttimor und Indonesien zwischen dem 9. bis 14. Februar und legte seinen Bericht dem Generalsekretär der Vereinten Nationen am 19. Februar 1992 vor. Der Sonderbevollmächtigte untersuchte dabei auch Behauptungen, nach denen Angehörige der „Hasanuddin Division“ nach der Tat konsequent Augenzeugen hingerichtet haben sollen. Auf der 49. Tagung der UN-Menschenrechtskommission wurde beschlossen die Umstände genauer zu untersuchen.

Titel: „Report of the Secretary-General on the situation in East Timor“ UN E/CN.4/1993/49 [8] (PDF)

Die Working Group on Enforced and Involuntary Disappearances (WGEID) überreichte der Regierung in Jakarta am 15. Dezember eine zweite Liste mit 207 Namen von verschwundenen Menschen, die von indonesicher Seite unbeantwortet blieb. Am 17. Dezember 1992 trafen sich der indonesische Außenminister Ali Alatas mit seinem portugiesischen Kollegen unter Anwesenheit des UNO-Generalsekretärs Pérez zu einer Sitzung in New York, um die Lage zu erörtern, und vereinbarten, ihre Gespräche im darauf folgenden Sommer in Rom fortzusetzen.

In einem Brief vom 19. November 1993 an die indonesische Regierung erklärte der UN-Sonderberichterstatter für außergerichtliche, summarische und willkürliche Hinrichtungen Bacre Waly Ndiaye sein Interesse Osttimor zu besuchen, unter Angabe der Menschenrechtsresolutionen 1993/71 „Extrajudicial, summary or arbitrary executions“, 1993/47 „Human rights and thematic procedures“ und dem Sonderbericht zur Lage in Osttimor 1993/97, in dem die UN-Menschenrechtskommission die Regierung in Jakarta drängt, eine eigene Untersuchung durchzuführen. Die indonesische Seite antwortete mit einer Einladung unter Berufung der Resolutionen 1993/71 und 1993/47, bekräftigte aber, dass sie und andere Länder die Resolution 1993/97 abgelehnt hatten.

Dem Wunsch des Sonderberichterstatters, auch die Krisengebiete Aceh und Irian Jaya zu besuchen, lehnte die Regierung ab.
Die Ziele seines Besuches waren die folgenden:

Während seines zehntägigen Aufenthaltes im Juli 1994 in der Region besuchte er den Santa Cruz Friedhof, traf Minister, Mitglieder von Militär und Polizei, Angehörige nationaler Menschenrechtsorganisationen, Augenzeugen und Bischof Belo. Zu dem inzwischen gefangen genommenen Anführer der FRETILIN Xanana Gusmão sendete Ndiaye einen Boten.

Sein Abschlussbericht vom 1. November 1994 kritisiert unter anderem die Verhaftung und Verurteilung der Organisatoren der Demonstration und die Arbeit der von Präsident Suharto eingesetzten Kommission KPN. Wichtige Dokumente hatte die indonesische Regierung den Beauftragen vorenthalten. Berichte von indonesischer Seite, Teilnehmer der Demonstration wären bewaffnet gewesen, konnte Bacre Waly Ndiaye nicht bestätigen. Die Stöcke aus Holz dienten zur Befestigung von Transparenten und waren keine Waffen. Die von den Behörden angegebenen Fälle der Verletzung von Militärangehörigen ereigneten sich Zeugenaussagen zufolge eine Stunde vor dem Massaker. Es lagen Berichte vor, denen zufolge die Sicherheitskräfte in Dili im Vorfeld von der Demonstration gewusst hatten. Augenzeugen berichteten, dass Gräben ausgehoben wurden, und dass am Vortag des Geschehens möglichen Teilnehmern abgeraten wurde, bei der Kundgebung mitzumachen.

Schlussfolgerungen:

eine angemessene Operation zur Kontrolle der Menge im Vorfeld hätte die Tötungen verhindern können 
es waren reguläre Mitglieder der indonesischen Armee, die die Tötungen verübten 
die Prozession, die sich am 12. November 1991 ereignete, war eine friedliche Demonstration von politisch Andersdenkenden und unbewaffneten Zivilisten; die Behauptungen von einigen Offiziellen, die Sicherheitskräfte hätten die Schüsse aus Selbstverteitigung abgegeben, sind unbegründet 
es gibt plausible Anzeichen dafür, dass die Handlungen der Sicherheitskräfte keine spontane Reaktion waren, sondern eine geplante Operation des Militärs 
Die Regierung in Jakarta hatte gegen folgende internationale Vereinbarungen zur Anwendung von Waffengewalt verstossen.

„Eighth United Nations Congress on the Prevention of Crime and Treatment of Offenders“ – verabschiedet im Sommer 1990 in Havanna 
„The Code of Conduct for Law Enforcement Officials“ – verabschiedet von UNO-Generalversammlung im Dezember 1979 
Titel: „Extrajudicial, summary or arbitrary executions Report by the Special Rapporteur on his mission to Indonesia and East Timor“ UN E/CN.4/1995/61.Add1 [9] (PDF)

Reaktionen im Ausland

Demonstration für ein freies OsttimorDas Massaker war einer der Höhepunkte der Grausamkeit der indonesischen Besatzung. Menschenrechtler waren empört, einige starteten Monitoring-Programme, die Informationen über die Vorfälle sammelten und regelmässig veröffentlichten. Die Regierung in Jakarta musste sich vor den Vereinten Nationen wegen der vielen Toten, der Vermisstenfälle und Folter rechtfertigen und wurde von ausländischen Diplomaten scharf kritisiert.

Beiträge der militärischen Unterstützung für ABRI, in Form des IMET Trainingsprogrammes, stellte die amerikanische Regierung im Frühjahr nach dem Massaker auf Antrag des US-Kongresses vorläufig ein. Mitte der 1990er unter der Regierung Clintons, als sich die Lage „stabilisiert“ hatte, durften offiziell Indonesier nur noch theoretisch geschult werden. Später wurden Informationen über ein vom Pentagon geheim gehaltenes Projekt (JCET) bekannt, in dem Mitglieder der amerikanischen Green Berets mit der indonesischen Eliteeinheit KOPASSUS in verschiedenen Folter- und Tötungstechniken trainierten. Zmag [10]; [11]

Unter der australischen Regierung von Paul Keating, der nur Wochen nach dem Vorfall ab 20. Dezember 1991 ins Amt kam, absolvierten Angehörige der Spezialeinheit ASASR ab 1993 mit Teilen der KOPASSUS-Einheiten, die an vielen brutalen Einsätzen in Osttimor beteiligt waren, gemeinsames Training auf Java. Berüchtigte indonesische Fallschirmjägerverbände absolvierten zusammen mit Australiern Übungen in der Luft. 1995 ist das Land wichtigster Partner des indonesischen Militärs, zumindest in Angelegenheiten der Ausbildung WSWS [12]; [13]; [14]

Den Besuch des indonesischen Präsidenten Suharto am 1. April 1995 zur Hannover Messe und anderen Städten in Deutschland begleiteten Proteste, obwohl der ehemalige Bundeskanzler Helmut Kohl die wirtschaftliche Zusammenarbeit zwischen den Ländern lobte. Das asiatische Land hatte von der deutschen Regierung Waffen aus den ehemaligen Beständen der NVA, U-Boote und Hubschrauber vom Typ Bo 105 erhalten. Der Stadtrat von Weimar erklärte Suharto zur unerwünschten Person. In Dresden verwehrte man ihm einen Eintrag in das Goldene Buch der Stadt, bewarf ihn mit Flugblättern und hinderte sein Fahrzeug an der Weiterfahrt. Suharto bevollmächtigte Angehörige des indonesischen Geheimdienstes in Deutschland zu ermitteln, wer für diese Demonstrationen verantwortlich gemacht werden könnte. Diese Ermittlungen zielten hauptsächlich auf Osttimoresen, die in Deutschland lebten, aber auch auf Sri-Bintang Pamungkas, Mitglied der PPP und des damaligen indonesischen Parlamentes, der sich zur selben Zeit in Deutschland aufhielt. [15]; [16]; [17]

Weblinks
The Santa Cruz Massacre East Timor’s Unfinished Struggle: Inside the Timorese Resistance (Englisch)

East Timor Action Network Nach dem Massaker im Dezember 1991 von Aktivisten gegründet (Englisch)