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Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) befürchtet, dass sich Christen - ähnlich wie auf den Molukken - mit nicht minder schweren Menschenrechtsverletzungen revanchieren werden. "So wird auch auf Sulawesi ein Kreislauf der Gewalt entstehen, der nur schwer zu durchbrechen ist", warnt der GfbV-Asienexperte Ulrich Delius. "Das Transmigrationsprogramm der indonesischen Regierung - das heißt die systematische und gewaltsame Änderung der Bevölkerungsstruktur durch die Umsiedlung von landlosen Bauern in andere Landesteile seit 1969 - ist eine Zeitbombe, die jetzt zu explodieren droht."
Zum Hintergrund
Seit Januar 1999 gibt es in der vor
allem von Christen bewohnten Region von Poso, der größten Stadt in
Zentral-Sulawesi, immer wieder Kämpfe zwischen Christen und Muslimen. Mindestens
1.000 Menschen starben bislang bei den Auseinandersetzungen, mehr als 7.000
Häuser wurden zerstört. Rund 13 Millionen Menschen leben auf der 190.000
Quadratkilometer großen Insel, die in die vier Provinzen Nord-, Zentral-, Süd-
und Südost-Sulawesi aufgeteilt ist. Das Zentrum ist reich an Mineralien, vor
allem an Nickel.
Auf Sulawesi tobt kein Glaubenskrieg. Den Konflikten liegen sehr komplexe ethnische, politische, soziale und religöse Ursachen zugrunde. Seit Jahren ist die Lage zwischen den unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen auf Sulawesi sehr gespannt, denn dorthin wurden von der indonesischen Regierung Hunderttausende Bewohner dichter bevölkerter Inseln angesiedelt. Auch auf den Molukken trug diese Transmigrationspolitik entscheidend zu einer Eskalation der ethnischen Spannungen bei. Mehr als acht Millionen Menschen von den Inseln Java und Sumatra ließen sich bisher in den Randgebieten des indonesischen Herrschaftsbereiches nieder.
Mit diesem Transmigrationsprogramm macht die indonesische Regierung die auf den verschiedenen Inseln ursprünglich dominierenden Volksgruppen zur Minderheit im eigenen Land. Deshalb protestiert auch in Sulawesi die christliche Bevölkerung gegen die Ansiedlung von immer mehr Muslimen. Hohe Arbeitslosigkeit, jahrzehntelange Vernachlässigung durch die Zentralregierung und fehlende Selbstverwaltung sind weitere Gründe, die die Unzufriedenheit anheizten. So gleicht Sulawesi heute einem Pulverfass. Mit der Einmischung der radikal-islamischen Organisation Laskar Jihad ist eine weitere Eskalation zu befürchten. Hunderte ihrer Kämpfer sind seit September 2001 von den benachbarten Molukken in Sulawesi eingereist.
Im Frühjahr 2.000 waren Laskar Jihad-Kämpfer von den mehr als tausend Kilometer entfernten Inseln Java und Sumatra auf die Molukken gekommen. Sie hatten zum "Heiligen Krieg" gegen Christen auf dieser Inselgruppe aufgerufen. Mit dem Appell wollte Laskar Jihad nach eigenen Angaben bedrängte Muslime unterstützen. Tatsächlich begannen die militanten Muslime jedoch mit der Massenvertreibung von Christen. Laskar Jihad war für die Eskalation der seit Januar 1999 andauernden Konflikte zwischen Christen und Muslimen auf den Molukken verantwortlich. Systematisch wurden nahezu alle Christen-Dörfer im Süden der Molukken überfallen. 500.000 Menschen flohen vor den Kämpfen, 9.000 wurden bei Überfällen oder bei Kämpfen zwischen Christen und Muslimen getötet.
Die ehemals christlichen Dörfer werden heute von Laskar Jihad-Kämpfern verwaltet, Christen wird der Zugang und die Wiederansiedlung verweigert. Auch auf Sulawesi errichteten die Laskar Jihad-Kämpfer inzwischen Straßensperren. Unter Postern von Osama Bin Laden werden alle Fahrzeuge kontrolliert, Christen werden in ihrer Bewegungsfreiheit massiv eingeschränkt.
Laskar Jihad wird wie auch anderen
radikal-islamischen Organisationen in Indonesien nachgesagt, das sie von Kreisen
um den ehemaligen Diktator Suharto unterstützt werden, um die weitere
Demokratisierung des Landes zu verhindern. Tatsächlich führen die Kämpfe auf den
Molukken, in Sulawesi und Kalimantan (Borneo) zu einer tiefgreifenden
Destabilisierung der Demokratie in Indonesien. Armee und Polizei sind weder
Willens noch in der Lage, die Sicherheit der Bürger zu garantieren. Immer wieder
nehmen auch auf Sulawesi Polizisten und Soldaten Partei für die angreifenden
militanten Muslime und schauen tatenlos zu, wenn unbewaffnete Dorfbewohner
umgebracht werden.
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