Sumatra 5


Die Provinz Aceh

Quelle der Karte: Indonesischer Schulatlas

Aus http://de.wikipedia.org/wiki/Aceh:

"Aceh (alte Schreibweisen: Atjeh, Atschin, Atjih, im Englischen Acheen) ist eine indonesische Provinz an der Nordwestspitze der Insel Sumatra. Ihr voller Name auf Bahasa Indonesia lautet Nanggroe Aceh Darussalam, die Hauptstadt ist Banda Aceh. Aceh ist bekannt für die Bestrebungen nach Unabhängigkeit und einen jahrhundertelangen Kampf, den sie sowohl den niederländischen Kolonialtruppen als auch der indonesischen Zentralregierung lieferte. Im Osten benachbart liegt die Provinz Sumatera Utara.
Mit den Friedensvereinbarungen von 2005 genießt die Provinz als Sonderregion gewisse Autonomierechte. Aceh ist momentan auch die einzige indonesische Provinz, wo eine der Schari'a ähnliche Gesetzesregelung Anwendung findet.

Geografie
Aceh liegt im äußersten Nordwesten von Sumatra und grenzt im Osten an die Provinz Sumatera Utara (Nordsumatra). An der Nordostküste liegt der Beginn der Straße von Malakka, die sich aber von 300 km Breite gegen Singapur zu auf wenige Kilometer verengt. Mit dem Schiff von der Landspitze bei Banda Aceh Richtung Norden fahrend, kommt man nach 200 bis 1000 km zu den verstreuten Inseln der Andamanen und Nikobaren, die aber zum entfernten Indien gehören.
Die Oberfläche Acehs ist von Gebirgen geprägt, die im Gunung Leuser 3380 m Höhe erreichen. Eine breitere Küstenebene liegt entlang der Nordostküste, im Süden einige Sumpfebenen. Im Südosten hat die Provinz Anteil am Gunung-Leuser-Nationalpark.

Bevölkerung
Die Bevölkerung von Aceh gilt als groß gewachsen und dunkelhäutig und unterscheidet sich ethnisch deutlich von den übrigen Indonesiern. Das Mehrheitsvolk, Aceh oder Achinesen genannt, spricht eine eigene Sprache (Aceh-Sprache oder Achinesisch genannt) und praktiziert eine strengere, orthodoxere Form und Auslegung der islamischen Gesetze als die übrigen Indonesier. Es gibt eine Reihe weiterer Stämme, die vorwiegend im Bergland leben, sowie eine kleine Gruppe zugewanderter Araber. Für Konfliktpotential sorgt die Zuwanderung zahlreicher Javaner, die aufgrund der Überbevölkerung der Insel Java von der Regierung in verschiedenen Regionen angesiedelt werden im Rahmen des "Transmigrasi"-Programms. Vielerorts, auch in Aceh, kommt es deshalb zu Konflikten zwischen Zuwanderern und der einheimischen Bevölkerung. Hauptstadt der Provinz ist Banda Aceh mit rund 266.000 Einwohnern. 97 % der Bevölkerung sind Muslime (80 % davon orthodox, sogenannte "Santris "), 2 % Christen und Minderheiten von Animisten. Vor wenigen Jahren wurde in Aceh auf Wunsch der örtlichen Bevölkerung die Scharia eingeführt.

Wirtschaft
Aceh besitzt eines von Indonesiens größten Erdöl- und Erdgasvorkommen. Viele internationale Ölfirmen haben sich in der Provinz niedergelassen. Im krassen Gegensatz zum Ölreichtum steht jedoch die Armut der Bevölkerung. Weitere Bodenschätze umfassen Kupfer, Gold und Eisen. Landwirtschaftlich bedeutend ist vor allem die Produktion von Palmöl.


Geschichte
Der Islam erreichte das in den Indischen Ozean vorragende Aceh früher als andere indonesische Regionen, vermutlich schon im achten Jahrhundert. Im neunten Jahrhundert wurde das erste islamische Königreich, Perlak, gegründet; Pasai, Tamiah, Aceh folgten, so dass der Islam bis zum Ende des 13. Jh. in dieser Gegend Fuß fasste. Als die Portugiesen 1511 Malakka einnahmen, wichen viele Händler (bes. Moslems) auf andere Häfen aus und das Sultanat von Aceh entwickelte sich zu einer bedeutenden Handelsmacht. Im 17. Jahrhundert begannen die europäischen Kolonialmächte (insbesondere Portugal, Großbritannien, Niederlande), Einfluss auf die Region auszuüben. 1602 gründete die Niederländische Ostindien-Kompanie eine Handelsniederlassung in Aceh, dennoch konnte das Sultanat seine Eigenständigkeit bewahren, auch nach 1824, als die Briten den Niederländern vertraglich die Oberhoheit über Sumatra zusicherten. Am 26. März 1873 erklärten die Niederlande Aceh den Krieg und marschierten am 8. April mit einer Expedition beim Kraton ein. Hier befand sich die befestigte Residenz des Sultans, die so tapfer verteidigt wurde, dass sich die Holländer am 28. April wieder zurückzogen. Eine zweite, stärkere Expedition rückte seit dem 11. Dezember 1873 unter General van Swieten unter ununterbrochenen blutigen Gefechten gegen den Kraton vor und nahm ihn schließlich am 24. Januar 1874. Ab etwa 1880 organisierte man das Land politisch, bildete eine Provinz mit drei Distrikten und versuchte eine vollständige Beruhigung der Zivilgewalt. Doch musste bereits 1884 wieder ein Militärgouverneur eingesetzt werden.
Der Widerstand der Aceh zog sich mehrere Jahrzehnte hin, faktisch konnte die Region bis zum Zweiten Weltkrieg nie ganz befriedet werden. Die Japaner besetzten Sumatra von 1942 bis 1945, danach versuchten die Niederlande, ihren Einfluss wieder zu errichten, mussten aber 1949 die Unabhängigkeit Indonesiens anerkennen. Aceh hoffte auf regionale Unabhängigkeit, doch es kam zum Einmarsch indonesischer Truppen in die Provinz, was in der Bevölkerung als ausländische Invasion wahrgenommen wurde. 1959 machte Indonesien erste Zugeständnisse und gewährte Aceh eine besondere Autonomie, was die Unabhängigkeitsbewegung aber nicht völlig beendete.
In den 1970er Jahren wurde die Widerstandsgruppe Gerakam Aceh Merdaka (GAM; Bewegung Freies Aceh) gegründet, und es kam immer wieder zu Konflikten mit der Zentralregierung. Der Thronfolger der letzten Sultan-Dynastie von Aceh, Prinz Hasan di Tiro, rief am 4. Dezember 1976 die Unabhängigkeit aus. 1979 floh er nach Schweden, wo er seitdem lebt. Zwischen 1990 und 1998 war die Provinz inoffiziell militärisches Operationsgebiet („Daerah Operasi Militer“, DOM), wo die Armee relativ freie Hand hatte gegen die Speratisten vorzugehen. Mehrere tausend Zivilisten, darunter viele Kinder und alte Menschen, wurden extralegal ums Leben gebracht. Willkürliche Verhaftungen, “Verschwindenlassen” und Folter waren an der Tagesordnung. Mit der Operasi Sadar Rencong III startete das indonesische Militär TNI im Februar 2000 den Versuch die GAM zu zerschlagen. Einheiten von Kostrad und Sondereinheiten der Polizei Brimob wurden nach Aceh verlegt. Auch die Spezialeinheit Kopassus war massgeblich in der Provinz aktiv; auf ihr Konto gehen Menschenrechtsverletzungen in größerem Umfang.
2002 einigten sich die "Separatisten" und die Regierung auf einen Friedensplan, der aber 2003 scheiterte. Die indonesische Regierung unternahm im Jahr 2004 eine größere Militäraktion gegen die Separatisten.
 

Durch das nahe Seebeben im Indischen Ozean am 26. Dezember 2004 und seinen gewaltigen Tsunami wurde die Region stark in Mitleidenschaft gezogen; zehntausende Menschen kamen ums Leben, die Behörden sprechen von Opferzahlen um 300.000. An der Küste wurden sämtliche Häuser und die ganze Umgebung von den Wassermassen zerstört und verwüstet. Der Bürgerkrieg und die von der indonesischen Regierung beschlossene Isolation veranlassten letztere zunächst, die Schwere der Katastrophe zu vertuschen. Dadurch wurden die nötigen Hilfsaktionen verzögert und erschwert.
Seit dem Jahreswechsel bemüht sich die Zentralregierung um umfassende Hilfe, was ein besseres politisches Klima einleiten könnte.

Am 15. August 2005 unterzeichneten Vertreter der Regierung und die Achinesische Befreiungsbewegung (GAM) in Helsinki ein Friedensabkommen. Das Abkommen sieht vor, dass die GAM entwaffnet wird und eine politische Partei gründet. Die indonesische Armee soll sich schrittweise aus der Provinz zurückziehen. Außerdem einigten sich die Konfliktparteien auf eine Teilautonomie der Provinz sowie auf eine Amnestie für verurteilte Mitglieder der GAM. Die Einhaltung des Abkommens wird von der Europäischen Union, fünf Mitgliedsstaaten der Gemeinschaft Südostasiatischer Staaten (ASEAN) (Brunei, Malaysia, Philippinen, Singapur, Thailand) und Norwegen und der Schweiz überwacht. Hierzu wurden 11 Büros der Aceh Monitoring Mission (AMM) unter der Leitung des Niederländers Pieter Feith in den 11 Distrikten eingerichtet. Die AMM hat einen Etat von ca. 15 Millionen Euro. Bis zum 27. Januar 2006 hatte die GAM rund 850 Waffen an die AMM übergeben, im Gegenzug wurden 1.800 Kämpfer und Sympthisanten der GAM aus den Gefängnissen entlassen und erhielten eine Amnestie."

 

Startseite Sumatra