Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Cisnădioara :
Cisnădioara (dt. Michelsberg, ung, Kisdisznód) ist
ein Dorf in Siebenbürgen/Rumänien.
Cisnădioara ist 12 km von Sibiu (Hermannstadt) entfernt. Der Ort liegt im
Silberbachtal eingebettet zwischen dem Götzenberg und der Anhöhe Katharinenwald.
Die Berge sind nördliche Ausläufer der Südkarpaten. Michelsberg ist ein Ortsteil
von Cisnădie (rum. Heltau).
Landschaftlich einzigartig ist der fast kreisrunde Bergkegel im Ort, der
Michelsberg, auf dem eine der ältesten Kirchenburgen Siebenbürgens steht. Sie
ist im romanischen Stil erbaut.
Noch heute ist in Michelsberg die Sprache und z.T. auch die Kultur der
Siebenbürger Sachsen lebendig. Man kann sich mühelos auf Deutsch verständigen.
Geschichte
Die Anfänge Michelbergs gehen ins 12. Jahrhundert zurück. Im Zuge der
Urbarmachung der Gegend wanderten Deutsche aus linksrheinischen Gebieten ein und
ließen sich auch im Silberbachtal nieder.
Der goldene Freibrief des Königs Andreas II. gab den Siebenbürger Sachsen
umfassende Freiheiten, auf denen der Aufschwung dieser Region in der damaligen
Zeit beruhte.
Michelsberg jedoch war lange eine Klostergemeinde. Ursprünglich gehörten Dorf
und Basilika zu den Besitzungen der zwischen 1188 und 1191 gegründeten
Hermannstädter Propstei, die wohl auch am Bau der Basilika beteiligt war und
diese gegen das Gebiet von Probstdorf bei Agnetheln an König Andreas II.
eintauschte, der sie seinem Günstling, Magister Gocelinus schenkte. Gocelinus
wiederum vergab sie „zum Heil seiner Seele“...„montem sankti Michaelis cum
ecclesia terra sibi pertinente...“ (den Sankt Michaels-Berg mit der Kirche und
dem ihr gehörenden Grund) - wie es in der 1223 ausgestellten Schenkungsurkunde
heißt, an die Kerzer Zisterzienserabtei, in deren Besitz Burg und Dorf bis zur
Auflösung der Abtei blieben.
Der Abt setzte sowohl Pfarrer wie auch Richter ein und setzte die Abgaben fest,
die an das Kloster abzuführen waren. Die Möglichkeit zur Unterdrückung und
Erpressung war somit gegeben und wurde je nach Charakter des jeweiligen Abtes
und äußeren Umständen auch ausgenutzt.
Es war offensichtlich, dass die Michelsberger gegenüber den anderen Siebenbürger
Sachsen benachteiligt waren, wogegen sie auch protestierten und erreichten, dass
ihnen von den ungarischen Königen mehrere Male Schutzbriefe ausgestellt wurden,
in denen ihre Rechte denen des Goldenen Freibriefes angeglichen werden sollte.
Im täglichen Leben waren sie jedoch weiterhin der Laune des Kerzer Abtes
ausgeliefert.
Grenzstreitigkeiten mit dem Nachbarort Heltau erschwerten weiterhin das Leben
der Bewohner Michelsbergs. Die Grenzen der Orte und der Viehweiden wurden viele
Male begangen und waren immer wieder Anlass zu Prozessen.
Zudem flammten wegen der Kirche auf dem Michelsberg immer wieder
Auseinandersetzungen auf. Obwohl die Kirchenburg nicht von Heltauern erbaut
wurde, waren die Pfarrer von Heltau mit der Verwaltung und Ausübung des
Gottesdienstes beauftragt. Somit erhielten sie den Zehnten und die Opfergaben
der Kirchgänger.
Trotz der erhöhten Belastungen des Dorfes betrieben die Michelsberger reges
Handwerk und Handel mit dem Ertrag ihres Bodens.
Im 15. Jahrhundert wurde das Kloster zu Kerz während der Türkeneinfälle mehrere
Male zerstört. Trotz der folgenden Versuche, das Kloster wieder aufzubauen,
taten der Sittenzerfall und die Korruption im Kloster das ihrige, um zum
endgültigen Zerfall und der Auflösung im Jahre 1477 beizutragen.
Die zehn Klostergemeinden, unter ihnen Michelsberg, wurden der siebenbürgischen
örtlichen Verwaltung und den jeweiligen Pfarrern unterstellt und erfreuten sich
nun der Rechte des Freibriefes.
Die Kirche auf dem Michelsberg
Obwohl die Kirchenburg im 15. Jahrhundert per Gerichtsspruch der Kirchgemeinde
Heltau zugeordnet wurde, blieb den Michelsbergern das Recht belassen, sich im
Verteidigungsfalle auf die Kirchenburg zurückzuziehen.
Daraus entwickelte sich ein Brauch, der bis ins 19. Jahrhundert ausgeübt wurde.
Jeder junge Mann, der sich eine Frau nahm, musste in der Nacht vor der Hochzeit
einen runden Stein den Berg hinaufschaffen, wo er dann auf der Befestigungsmauer
gelagert wurde, um im Verteidigungsfall auf den Feind herabgerollt zu werden.
Architektur
Die Kirche legt ein stummes Zeugnis vergangener Zeiten ab. Die Baukunst selbst
stellt sich als außergewöhnlich dar, wenn man die landschaftlichen Gegebenheiten
bedenkt. Die Ost-West-Achse des Gebäudes war aus religiösen Gründen vorgegeben,
obwohl sie die ungünstigere Ausrichtung darstellte. Somit wurde das
Kirchenschiff verkürzt und statt eines Turmes davor zwei kleinere Turme dem
Schiff zur Seite gestellt. Das Innere der Kirche ist einfach gehalten.
Das Portal ist besonders sorgfältig gestaltet, und die Mauer um die
Verteidigungsanlage vor dem Portal ist erweiternd ausgestellt, damit dieses auch
zur Geltung kommt.
Die Mauer selbst ist ein Kunststück, mit zahlreichen Scharten und strategisch
angelegten Eingängen. Über dem Haupteingang sind die Reste des sogenannten
Pfarrersstübchens zu sehen. Des Weiteren finden sich auch Reste von Zisternen
und Gänge in den Mauern.
Landschaft
Der Blick auf die umliegende Landschaft ist einzigartig. Nach Südwesten hin
blickt man durch das Silberbachtal hinauf auf die Südkarpaten, und nach Südosten
hat man die sanft gewellte Landschaft vor sich, die einem unwillkürlich an das
Siebenbürgenlied erinnert, wo von dem Meeresboden einer längst verflossenen Flut
die Rede ist. Das Făgăraş-Gebirge setzt einen majestätischen Hintergrund.