Die Szekler

Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Szekler

Die Szekler [ˈseːk-] oder Székler, selten auch Sekler (ungarisch Singular székely, Plural székelyek; rumänisch Singular secui, Plural secuii), bewohnen ein Gebiet im Osten Siebenbürgens (in der Mitte Rumäniens) und sprechen einen Dialekt des Ungarischen (Szekler-Dialekt). 2002 lebten auf dem Boden des historischen Szeklerlandes rund 670.000 Szekler und etwa 407.000 Rumänen, sowie Mitglieder anderer Minderheiten (z. B. Roma, Armenier und Juden).
Bezeichnung
Die in der deutschsprachigen Fach- und Populärliteratur am häufigsten verwendete Bezeichnung der Volksgruppe lautet „Szekler“. Außerdem ist auch die Form „Székler“ in Gebrauch, bei der die Ableitung vom ungarischen Substantiv szék (‘Stuhl’, hier in der Bedeutung ‘Stuhlbezirk’, siehe unten) unterstrichen wird. Vereinzelt ist auch die stärker eingedeutschte Form „Sekler“ anzutreffen.

Geschichte
Die Herkunft der Szekler ist nicht gänzlich geklärt. Theorien über ihre angebliche awarische, hunnische, gepidische oder rumänische Herkunft werden seit Jahrzehnten von Seiten der Wissenschaft als ahistorisch angesehen. Lange wurden auch Petschenegen und Kumanen für Vorfahren der Szekler gehalten. In historischen Quellen taucht der Begriff Siculi erstmalig im Jahre 1116 auf.

Noch heute werden sie von den Rumänen (heute jedoch nur noch im pejorativen Sinn) als bozgori bezeichnet, was auf das Volk der Baschkiren (deren Siedlungsgebiet auf dem Wanderweg der Magyaren nach Europa liegt) hindeuten könnte.

Die Szekler sind nach ihrer Umsiedlung aus dem westlichen und südlichen Siebenbürgen ins zentrale und östliche Siebenbürgen eher von einer Rechtsgemeinschaft im mittelalterlichen Sinne zu einer spezifischen magyarischen ethnographischen Gruppe umgeformt worden. In den Aufgeboten der ungarischen Könige und siebenbürgischen Fürsten sind Szeklerkontingente seit dem späten Mittelalter vertreten. Auch in den Armeen der walachischen und moldauischen Fürsten waren häufig Szekler dabei, sogar in der Armee von Mihai Viteazul kämpften Szekler gegen den ungarischen Adligen András Báthory.

Zwischen dem 12./13. Jahrhundert und 1867 besaß die territorialgebundene Rechtsgemeinschaft der Szekler eine mit den Siebenbürger Sachsen vergleichbare innere Autonomie in vielen Lebensbereichen. Bis ins frühe 18. Jahrhundert fungierten sie in den ihnen zugewiesenen Teilen des Königreichs Ungarn als „Grenzwächter“. Bis ins späte 18. Jahrhundert besaßen die Szekler ein eigenes Rechtssystem, das sich vom ungarischen unterschied.

Eine Gruppe der Szekler lebt auch in der Umgebung der Stadt Turda, die vom restlichen Szeklerland isoliert liegt. Hier befand sich im Mittelalter die Siedlung Szeklerstuhl, heute Aranyosszék. Noch heute leben hier 10.000 bis 15.000 Szekler.

Sprache
Die landnehmenden Szekler waren vermutlich zum Teil ungarisch- und turksprachig. Die ungarische Sprache setzte sich bis zum Hochmittelalter im Karpatenbecken gegenüber den anderen Sprachgruppen durch. Die Szekler sprechen einen eigenen Dialekt innerhalb der ungarischen Sprache mit einem höheren Anteil turksprachiger Begriffe als in den Dialekten Ungarns.


Identität
Die Szekler haben im Laufe des gesamten Mittelalters stets ihre eigene Herkunft betont. Erst seit dem 19. Jahrhundert und dem „nationalen Erwachen“ der Magyaren begannen die Szekler, sich als Magyaren zu sehen. Noch heute betrachten sich nicht alle Szekler als Magyaren, und auch manche Magyaren sehen die Szekler nicht als Magyaren. In Rumänien besteht die Möglichkeit, bei Volkszählungen als Nationalität nicht nur „magyarisch“ (rum. maghiar), sondern auch „Szekler“ (rum. secui) anzugeben.


Lage
Das Szeklerland war in sieben Stuhlbezirke oder Stühle, also Kantone – Marosszék, Aranyosszék, Csíkszék, Udvarhelyszék und die drei Stühle von Háromszék (Drei Stühle), nämlich Kézdiszék, Orbaíszék und Sepsiszék – sowie fünf „Unterstühle“ – Gyergyó und Kászon in Csík, Keresztúr und Bardóc in Udvarhely, Miklósvár in Háromszék – eingeteilt. Die Szekler sind zum Teil römisch-katholischer (Csík mit Gyergyó und Kászon, nördliche Teile von Udvarhely und Kézdiszék), calvinistischer (Marosszék, Orbaíszék, Teile von Aranyosszék, Udvarhelyszék, Háromszék) sowie unitarischer Konfession (Udvarhely, Sepsi, Aranyosszék).

Seit dem 18. Jahrhundert wanderten Szekler in größerer Zahl in die Moldau (Csángós), nach Bukarest, Klausenburg und Budapest aus.

1867 verlor Siebenbürgen seine innere Autonomie und wurde integraler Teil der Ungarischen Reichshälfte der k.u.k. Doppelmonarchie.

Für seine Teilnahme im Ersten Weltkrieg hatte Rumänien in den anschließenden Friedensverhandlungen gefordert, Siebenbürgen – und mit ihm das Szeklerland – vom bisherigen Ungarn zu trennen und seinem eigenen Staatsgebiet zuzuschlagen. Dies wurde durch den Vertrag von Trianon 1920 bestätigt. Die nun einsetzende Rumänisierungspolitik führte unter anderem zur Ansiedlung einer nennenswerten Zahl von Rumänen; in kleiner Anzahl hatten sich Rumänen jedoch schon seit dem 17. Jahrhundert im Szeklerland angesiedelt.

Nach dem Zweiten Wiener Schiedsspruch vom 30. August 1940 wurde das Szeklerland wieder von Ungarn annektiert, doch bereits 1944 eroberte die sowjetische Rote Armee und in ihrem Gefolge die rumänische Armee das Land zurück.
 


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