Albanien 18 - Shkodra


Schwester Christina


 

Ein besonderes Erlebnis für unsere Reisegruppe war die Begegnung mit Schwester Christina Färber, einer beeindruckenden Frau. Aufmerksam auf sie wurden wir durch eine Dokumentation im Fernsehen der ARD, die die meisten von uns gesehen hatten. Der Film hieß "Die Gejagten - Ferien von der Blutrache" (leider nicht mehr auf youtube zu sehen).

Die Dokumentation begleitet albanische Jugendliche auf einer Deutschlandreise, die Schwester Christina mit ihnen im Frühjahr 2012 unternimmt, um sie wenigstens für zwei Wochen aus dem grausamen Blutrache-System zu befreien. Viele von ihnen haben seit Jahren das elterliche Haus nicht mehr verlassen. Das ist nämlich der einzige Ort, in dem sie vor den "Rächern" aus der verfeindeten Sippe sicher sind.

Über e-mail wurde der Kontakt hergestellt, und sie lud unsere Gruppe spontan in ihr kleines Kloster in Shkodra ein. Sie und Schwester Michaela empfingen uns herzlich, wir waren zum Teilen des Brotes eingeladen und erfuhren von ihnen viel über die Menschen in Nord-Albanien, ihre Probleme und die Arbeit, die sie dort leisten.

 

 

Das kleine Kloster

Schwester Christina (links)

und Schwester Michaela

 

 

Schwester Christina stammt aus Deutschland (Donauwörth), war Krankenschwester und Heilpädagogin. Als der Kosovo-Krieg ausbrach, wurde sie gefragt, ob sie nicht als Krankenschwester in den Flüchtlingslagern in Albanien arbeiten wollte. Sie sah darin eine wichtige Aufgabe und entschied sich sofort, Kosovo-Flüchtlingen zu helfen. So kam sie nach Albanien.

 

Im Folgenden zitiere ich aus einem Artikel vom 23.06.2010 in myheimat.de - Bürger berichten ...

Donauwörther Originale: Sr. M. Christina Färber:

http://www.myheimat.de/donauwoerth/freizeit/donauwoerther-originale-sr-m-christina-faerber-d619235.html

".... Als der Krieg beendet war, zogen die Flüchtlinge in ihre Heimat zurück, wurden von vielen Hilfsorganisationen unterstützt und die Albaner, die sie unter schwierigsten Umständen teils in ihren Familien aufgenommen hatten und das Wenige teilten, das sie hatten, blieben noch ärmer zurück – ohne Hilfsorganisationen, denn der Krieg war ja im Nachbarland. Und Christine Färber - es tat ihr im Herzen weh - sie kam kurz nach Deutschland zurück, aber nur, um ihren weiteren Aufenthalt in Albanien zu planen, um dort für die Zurückgebliebenen da zu sein.
Sie lebte nun in verschiedenen Unterkünften, ging auf die Straßen und versorgte mit den Spendengeldern aus der Heimat Straßenkinder und arme Familien, Verletzte und viele andere.
Nachdem Christine Färber immer wieder die spirituelle Weggemeinschaft, einen katholischer Orden in der Schweiz, besuchte und dort ihre wirkliche Heimat fand, trat sie am 2. Februar 2002 in den Orden der Spirituellen Weggemeinschaft ein und heißt seitdem Schwester Maria Christina. Der Orden unterstützt von Anfang an ihre Arbeit in Albanien voll und ganz mit.
Es kam als logische Folgerung die Gründung eines kleinen Klosters in Dobrac, nahe Shkodra. Eine treue Begleiterin und Helferin aus der Schweiz trat ebenfalls in den Orden ein, Schwester Maria Michaela.
In dieser Zeit erkrankte Sr. M. Christina an Krebs und musste zur Behandlung in die Schweiz. Sr. M. Michaela blieb vor Ort und organisierte die Fertigstellung des Klosters “Mutter der Barmherzigkeit“.

Sr. Mr. Christina zog es nach ihrer Gesundung sehr schnell in das neue Klösterle, wie die Schwestern ihren Kleinod liebevoll nennen. Als Leiterin dieses Klosters ist es Sr. M. Christina von großer Bedeutung an diesem Ort des Gebetes und des Segnens die spirituelle Begleitung so Vieler möglich zu machen, die alles sinnlos finden in einer orientierungslosen nachkommunistischen Bevölkerung.. Sehr große Unterstützung erfahren die Schwestern im Klösterle von ihrer Ordensoberin, Mutter M. Andrea, die oft für längere Zeit in Albanien verweilt, das sicherlich auch ihr zur zweiten Heimat geworden ist.

Aus der Kraft des Glaubens leisten die Schwestern eine unglaubliche Bandbreite an Unterstützung der Armen im Norden Albaniens. Hier nur einige Beispiele:

Nachdem aus Sr. M. Christinas Heimat gesammelte Hilfsgüter und Medikamente mit einem kleinen Transport erstmals nach Albanien gefahren wurden und dabei die räumliche Not gesehen wurde, beschlossen die Fahrer, dass die Gründung eines Fördervereins von Vorteil wäre. Die Idee wurde sofort umgesetzt. Dieser Förderverein, viele Spender aus der Schweiz und verschiedene große Donatoren unterstützten nun die Schwestern beim Bau eines Kinder- und Jugendhauses, das im April 2009 mit dem Namen „Arche Noah“ im Rahmen einer großen Einweihungsfeier seiner Bestimmung übergeben werden konnte. Ein Jugendcafé, sowie ein Kindergarten haben darin einen festen Platz gefunden.
So ist die Arbeit der Schwestern im Klösterle wie auch im Kinder- und Jugendhaus in Dobrac als wichtige Entwicklungsarbeit, als Christliche Arbeit anzuerkennen, die die Kultur des Lebens auf allen Ebenen fördert...."

 

Beeindruckend ist ein Meditationsraum im Kinder- und Jugendhaus: An einer Seite ist ein großer Kreis als Sonne, rot wie Blut, angebracht, darauf ein rohes, aus Ästen gezimmertes Kreuz ohne Korpus. In diesen Raum führt sie Menschen, die unter dem Verdikt der Blutrache leben, und sagt:
“Fass dieses Kreuz an!

Gott hat sein teures Blut für Dich und euch vergossen. Das reicht. Mehr will Gott nicht.

Fass das Kreuz an!

Gott hat die Versöhnung ausgesprochen.

Fass das Kreuz an!

Gott will das Leben, nicht das Sterben.

Fass das Kreuz an!

Höre auf mit dem Töten.”

 

 

 

 


Weitere Artikel und Filme über die Arbeit Schwester Christinas:

Webseite des Fördervereins, lesenswert die Artikel im Archiv:

http://www.schwester-christina.de/

 

Maria Christina Färber: „Wenn der Vogel kein Nest mehr hat“.
Hilfe für Inlandsflüchtlinge in Albanien in: „OST-WEST. Europäische Perspektiven“ (OWEP) 3/2003

http://www.owep.de/artikel/135/wenn-vogel-kein-nest-mehr-hat

 

Caritas: "1000 Frauen für den Frieden"
http://www.dicvmainz.caritas.de/beitraege/albanien-buch-1000-frauen/148935/

 

Renovabis Projektdatenbank: Dorfentwicklung und Müllentsorgung in Dobrac bei Shkodra
http://www.renovabis.de/2744/dorfentwicklung-und-muellentsorgung-in-dobrac-bei-shkodra

 

Schwester Maria Christina Färber, Vortrag: Ein Volk ertrinkt im Müll
http://www.renovabis.de/sites/default/files/2010_Internationaler_Kongress_Faerber.pdf

 

Karin Wenger: Steine im Brot - Steine im Brot in: Neue Zürcher Zeitung 5.12.2008

http://www.nzz.ch/aktuell/startseite/steine-im-brot-1.1358308

 

Deutsche Welle 09.10.2012 / Angelina Verbica: Kirche kämpft gegen Blutrache in Albanien
http://www.dw.de/kirche-k%C3%A4mpft-gegen-blutrache-in-albanien/a-16294635

 

Rolf Bauerdick in 'annabelle' 28. März 2013: Maria hilft — Nonnen einer Schweizer Ordensgemeinschaft in Albanien
http://www.annabelle.ch/leben/gesellschaft/maria-hilft-%E2%80%94-nonnen-einer-schweizer-ordensgemeinschaft-albanien-28405

 

Christoph Twickel / Spiegel online: Blutrache-Doku "Die Gejagten": Gott will Mord sehen
http://www.spiegel.de/kultur/tv/die-gejagten-swr-doku-ueber-albanische-blutrache-von-marc-wiese-a-847626.html

 

Deutschlandradio Kultur: Maria-Christina Färber im Gespräch mit Holger Hettinger vom 26.08.2010 über das Erbe von Mutter Teresa
http://www.deutschlandradiokultur.de/wir-vertreten-die-hoffnung.954.de.html?dram:article_id=145560

 

Deutsche Botschaft Tirana: Verleihung des Bundesverdienstkreuzes am Bande an Schwester Maria Christina Färber am 25. Juni 2007
http://www.tirana.diplo.de/Vertretung/tirana/de/06/Archiv/Bundesverdienstkreuz__Schwester__Maria__Seite.html

 

 

Videos:

SF1 Reporter Blutrache in Albanien - Wenn die Ehre mehr zählt als das Leben

http://www.youtube.com/watch?v=_n9vzXN2sgg

 

Kinder - Blutrache in Albanien (diverse youtube-Beiträge)

https://www.youtube.com/results?search_query=Kinder+-+Blutrache+in+Albanien

 

 


 

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