Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Biertan:
Biertan (deutsch
Birthälm, ungarisch Berethalom) ist eine Gemeinde in Siebenbürgen, im Kreis
Hermannstadt, Rumänien. Der Ort liegt auf dem ehemaligen Königsboden in einem
Seitental der Großen Kokel, etwa 8 km südlich des Kokeltals an der Straße, die
von Şaroş pe Târnave (dt. Scharosch) kommend, nach Richiş (Reichesdorf) und
weiter auf die Schlattner Hill Richtung Agnita (dt. Agnetheln) führt. Die
Entfernung zur Kreisstadt Hermannstadt beträgt etwa 80 km in südwestliche
Richtung. Die beiden nächsten größeren Zentren sind sind Mediasch und Schäßburg.
Die Gemeinde Biertan besteht heute aus den Dörfern Biertan (dt. Birthälm),
Richiş (dt. Reichesdorf) und Copşa Mare (dt. Groß-Kopisch) und hat heute etwa
3000 Einwohner, der Ort selbst ca. 1600.
Geschichte
Die erste urkundliche Erwähnung stammt aus dem Jahr 1283, zusammen mit den
Ortschaften Hetzeldorf, Reichesdorf, Meschen, Mediasch, Pretai, Scharosch und
Groß-Kopisch. In dem Dokument geht es um eine Abfindung von Steuern an den
Bischof von Siebenbürgen, die darin verhandelt wird (Wechsel von Naturalabgaben
zu einer Abgabe von 40 Silber Mark). Durch dieses „Feilschen“ wird deutlich,
dass Birthälm damals noch nicht dem Recht des Goldenen Freibriefs von 1224
unterlag, in dem derartiges bereits hinreichend geregelt war. Es muss also in
der Zeit zwischen 1224 und 1283 gegründet worden sein.
Birthälm war eine Ortschaft auf dem Gebiet der Zwei Stühle von Mediasch und
Schelk. Diese Region erlangte die Rechte des Goldenen Freibriefs ab ca. 1315.
Die Ansiedlung entwickelte sich rasch zu einem bedeutenden Marktflecken. Zu
Beginn des 16. Jahrhunderts stand Birthälm kurz vor der Erhebung zur Stadt. Es
gab damals vier sog. „Zahlhäuser“ (die als Steuerbemessungsmaßstab dienten). Die
wirtschaftliche Grundlage bildeten ein florierendes Handwerk (in mehreren
Zünften) und der Weinbau (siehe: Weinbau in Rumänien). Im Jahre 1510
verzeichnete Birthälm bereits 31 Steuer-„Marken“, was auf eine Einwohnerzahl von
etwa 5000 Personen schließen lässt. Auch die räumliche Ausdehnung war
beträchtlich größer als heute. Die städtische Entwicklung hatte voll eingesetzt.
Auf das erste Viertel des 16. Jahrhunderts entfällt auch die Zeit der „großen
Bautätigkeit“ in Birthälm. Der Ort hatte sich zur größten Gemeinde der Zwei
Stühle entwickelt, besaß (seit 1418) das Jahr- und Wochenmarktsrecht und übte
die Blutgerichtsbarkeit aus. In dieser Periode wurde an der Stelle einer
frühgotische Basilika die heutige, gotische Hallenkirche errichtet. Ab 1468 ist
auch eine Wehranlage auf dem Kirchenhügel belegt, deren hauptsächliche Bauzeit
allerdings auf den Beginn des 16. Jahrhunderts fällt. Die Kirchenburg erhielt
damals ihre heutige Gestalt. Im Jahr 1572 wurde sogar der Sitz der
Sachsenbischöfe unter Lucas Unglerus von Hermannstadt nach Birthälm verlegt, wo
er für fast 300 Jahre (bis 1867) verblieb.
Während der Türkenkriege kam es jedoch immer wieder zu Überfällen. Da der Ort
noch keine Stadtmauern besaß, war er Brandschatzungen, Plünderungen und
Menschenraub relativ schutzlos ausgesetzt. Seuchen dezimierten die
Einwohnerschaft zusätzlich, so dass die Bevölkerung dauerhaft auf einen
Bruchteil ihres alten Bestandes reduziert wurde. Allmählich glitt der Ort - in
Konkurrenz zu den nahen Städten Mediasch und Schäßburg - in die Zweitrangigkeit
ab.
Bei der Volkszählung von 1930 hatte Birthälm 2331 Einwohner, davon 1228
Siebenbürger Sachsen. 1992 lebten nur noch 180 Sachsen in der Gemeinde. Aktuell
ist ihre Anzahl auf ca. 70 Personen gesunken.
Kirchenburg
Die Kirchenburg wurde 1993 zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt. Sie erhebt sich
auf einem steilen Hügel inmitten des Ortes. Der innere, älteste Mauerring der
Burg wird auf Ende des 14. oder Anfang des 15. Jahrhunderts datiert. Als Sitz
des evangelischen Bischofs von Siebenbürgen spielte der Sakralbau eine wichtige
Rolle und wurde aufwendig ausgestattet. Die gotische Hallenkirche (die keinen
Turm besitzt) wird von 3 Ringmauern sowie neun Türmen und Basteien umgeben.
Heutezutage ist die Birthälmer Kirchenburg eine bedeutende touristische
Attraktion und ihre Silhouette weltweit bekannt. Bis 2006 war sie auch
alljährlich der Schauplatz des sog. „Sachsentreffens“ der noch in Siebenbürgen
verbliebenen Siebenbürger Sachsen.