Usbekistan 31


Samarkand 10: Observatorium des Ulug Beg

Gurkani Zij bzw. Zīj-e Gurkānī ("Observatorium der Gurkāni"), das Observatorium von Ulug Beg, befindet sich zwei Kilometer vom Zentrum der Stadt Samarkand entfernt. Heute findet man dort nur noch Ruinen des Observatoriums und ein Museum.

Das Observatorium wurde 1424-8 von dem Timuriden-Fürsten Ulug Beg für die Beobachtungen der Astronomen an der Ulugbek-Madrasa errichtet. Als Vorbild diente das Observatorium, das der Ilchan Hülägü für Nasir Al-din al-Tusi in Maragha in der persischen Provinz Āzarbāydschān hatte errichten lassen. Es war ein dreistöckiger Rundbau von 46 m Durchmesser und 30 m Höhe. Da Teleskope zur genauen Beobachtung noch nicht bekannt waren, verbesserte er die Genauigkeit der Beobachtungen durch die Verlängerung des Fakhri Sextanten auf einen Radius von etwa 36 Metern. Daneben gab es noch kleinere Instrumente wie eine Armillarsphäre.

Durch langjährige Beobachtungen der Sonne mit dem Sextanten bestimmten Ulugh Beg und seine Astronomen Al-Kashi und Qadi Zada die Schiefe der Ekliptik zu 23° 30' und 17 (genau auf 32) und das siderische Jahr zu 365 Tagen 6 Stunden 10 Minuten und 8 Sekunden (mit einer Abweichung von 58 Sekunden verglichen mit dem heutigen Wert). Diese Genauigkeit ist vergleichbar der Bestimmung des tropischen Jahrs zu 365 Tagen 5 Stunden 49 Minuten und 20 Sekunden (Abweichung 35 Sekunden) durch den chinesischen Astronomen Guo Shoujing mit einem 10 Meter hohen Gnomon am Gaocheng-Observatorium nahe Dengfeng, die er 1278 zur Erstellung des Shou Shi Kalenders durchführte. Auch untersuchten sie die Präzession der Äquinoktien.

Die mathematischen (siehe Ulugbek-Madrasa) und astronomischen Arbeiten wurden im Sultani-i-Zij zusammengefasst. Er enthält die mathematischen Grundlagen (wie Tabellen trigonometrischer Funktionen), die Beobachtungsmethoden, Tabellen der Planetenbewegungen, astrologische Kapitel und einen neuen Sternkatalog. Aufbauend auf Al-Kashis Sternkatalog Khagani Zij stellten die Astronomen in den Jahren 1420 bis 1437 einen Sternkatalog mit 1.018 bzw. 992 Sternen mit Positionsangabe, zusammen. 992 Sterne wurden in Samarkand vermessen und der Katalog wurde ergänzt durch 26 Sterne aus Al-Sufis Katalog von 964, die von Samarkand aus nicht beobachtet werden können. Dies ist der erste Katalog seit Ptolemäus, der auf neuen Messungen beruhte. Davor hatten die muslimischen Astronomen die Sterntafeln im wesentlichen aus dem Almagest übernommen und auf Präzession korrigiert. Die Genauigkeit übertraf mit einer mittleren Abweichung von 11 Bogensekunden bei den Längen und 8 in den Breiten den Almagest (58 bzw. 37 Sekunden) deutlich und wurde selbst erst von Tycho Brahe übertroffen.

Nach Ulug Begs Ermordung wurde das Observatorium zerstört, doch konnte der Astronom Ali al-Qushji (†1474) mit einer Kopie der Sterntafeln nach Täbris entkommen. Später lehrte er an der Medresse an der Hagia Sofia in Istanbul. Von dort gelangten die Tafeln nach Westeuropa. In Istanbul nahm Taqi al-Din um 1575 Ulug Begs Observatorium als Vorbild für die Sternwarte des osmanischen Sultans Murad III. Das Gurkhani Zij war auch das Vorbild für die 5 Observatorien, Jantar Mantars, die der Maharaja Jai Singh II. (1688-1743) in Delhi, Ujjain, Mathura, Varanasi und Jaipur errichtete. Sein größtes Instrument erreichte 27 m Höhe.

Lediglich der unterirdische Teil des Sextanten erhielt sich und wurde 1908 von russischen Archäologen entdeckt und ausgegraben. Der russische Astronom Shchlegov untersuchte die Kontinentaldrift durch Vergleich der historischen Meridianausrichtung des Sextanten mit der heutigen Lage des Meridians.

Das Ulugh Bek Astronomical Institute of the Uzbek Academy of Sciences und die Staatsuniversität Samarkand unterhalten seit 2006 ein Lehrobservatorium in Samarkand.

Quelle Text: http://de.wikipedia.org/wiki/Ulug_Begs_Observatorium

Quelle Satellitenbild: Google Earth


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Gurkani Zij, das Observatorium von Ulug Beg

Gurkani Zij, das Observatorium von Ulug Beg
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Observatorium von Ulug Beg 1986

Observatorium von Ulug Beg 1986
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Besucherinnen am Observatorium von Ulug Beg 1986

Besucherinnen am Observatorium von Ulug Beg 1986
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Observatorium von Ulug Beg: Unterirdische Teile des Sextanten

Observatorium von Ulug Beg: Unterirdische Teile des Sextanten
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Observatorium von Ulug Beg: Konstruktionsplan im Museum

Observatorium von Ulug Beg: Konstruktionsplan im Museum
 

Ulugh Beg, میرزا محمد طارق بن شاه رخ الغ‌بیگ‎ / Mīrzā Muhammad Tāriq bin Schāhruch Ulugh Beg, (* 22. März 1394 in Soltanije, Iran; † 27. Oktober 1449 in Samarkand, ermordet; Alternativ: Uluğ Bey, Ulugh Bek, Uluġ Beg) war ein Timuriden-Fürst in Samarkand. Er ist bekannt als Astronom und als Märtyrer der Wissenschaft. Der Name Ulugh Beg ist eigentlich ein Titel und bedeutet Großer Herrscher. Ulugh Beg war ein Sohn Schah-Ruchs und seiner kunstsinnigen Frau, Gawhar-Shad, und damit einer der Enkel des Eroberers Timur Lenk (Tamerlan). Sein Vater setzte sich 1407 in den Nachfolgekämpfen unter den Erben Timurs durch und machte 1409 Herat zu seiner Hauptstadt. Um die ursprüngliche Hauptstadt nicht aufzugeben, wurde der 15-jährige Ulugh Beg als Statthalter in Samarkand eingesetzt, zunächst unter erprobter Vormundschaft. Ulugh Beg waltete weitestgehend selbständig: er stellte seinem Vater zwar Truppen, besuchte ihn aber selten und setzte sogar einen Khan als Nominalherrscher ein, was den Vater nicht erfreut haben dürfte. Seine Münzen trugen aber den Namen Schah-Ruchs.

Der Vizekönig beschäftigte sich mit Mathematik und Astronomie. Danach kam Kunst, Poesie und das Studium des Korans. 1417/20 gründete er die Ulughbeg-Madrasa (höhere Lehranstalt, mit 60-70 Gelehrten) in Samarkand, 1428 das Observatorium Gurkhani Zij. Die Wissenschaftler Al-Kashi, Qadi Zada und Ulugh Beg kalkulierten das siderische Jahr zu 365 Tagen 6 Stunden 10 Minuten und 8 Sekunden (mit einem Fehler von 58 Sekunden verglichen mit dem heutigen Wert). Des Weiteren wurde zwischen 1420 und 1437 der Sternenkatalog Zij-i-Sultani mit den Positionsangaben von 1.018 bzw. 992 Sternen erstellt. Ulugh Beg baute auf der Arbeit von Muhammad ibn Musa al-Chwarizmi (ca. 780-850 Mathematik, Astronomie) und Ptolemäus (ca. 90-160 Astronomie) auf. 1830 ehrte Johann Heinrich von Mädler seine astronomischen Arbeiten durch die Benennung des Ulugh Beigh-Mondkraters.

Als Herrscher war Ulugh Beg allerdings weniger erfolgreich. Nach dem Tod seines Vaters Schah Ruch 1447 kam er in Schwierigkeiten, denn die Machtübernahme in Herat verlief nicht glatt. Sämtliche Prinzen spielten in unklaren Fronten gegeneinander, das Land wurde geschädigt und der Loyalität seines (von Gauhar Shad unterstützten) Sohnes Abd al-Latif konnte er auch nicht sicher sein. Zwischen den beiden kam es mehrfach zum Streit. Äußere Feinde nutzten die Unruhe: Die Timuriden verloren das Syr-Darja-Gebiet an den Gründer des Usbekenreichs, Abu'I-Chair Khan, der damals bis Samarkand vordrang und Ulugh Begs Truppen am Oxus überfiel.

Die volksnahe Geistlichkeit (Sufis, Derwische) war nicht begeistert, denn Ulugh Beg stellte die Wissenschaft über den Glauben und sicherlich auch über seine Pflichten als Sultan, nicht zuletzt in zahlreichen Feierlichkeiten. Sein Sohn Abd al-Latif (ermordet 1450) ließ ihn auf Anstiftung des Hoja Ubaidulla Akrar († 1490, ein Freund der Kleinbauern und sozial Schwachen) absetzen. Ulugh Beg wurde bei Samarkand besiegt, nachdem die Geistlichkeit offenbar wiederholte Unruhen in der Stadt angestiftet hatte. Er fand keine Zuflucht in Samarkand, ergab sich und wurde auf eine Pilgerreise geschickt, auf der er aber festgenommen und hingerichtet wurde. Das Observatorium wurde zerstört, doch konnte ein Astronom mit den Sternentafeln entkommen. Das Gelände des Observatoriums wurde 1908 von russischen Archäologen entdeckt und ausgegraben.

Ulug Beg wird zugeschrieben: "Die Religionen zerstreuen sich wie Nebel, die Zarenreiche zerstören sich von selbst, aber die Arbeiten des Gelehrten bleiben für alle Zeiten. Das Streben nach Wissen ist die Pflicht eines jeden!"

Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Ulug_Beg ; das Bild ist eine Bronze aufgrund forensischer Gesichtsrekonstruktion


 

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