Usbekistan 5


Taschkent 1

Taschkent (usbek. Toshkent, früher kyrill. Тошкент; tadschik. Тошканд/Toschkand bzw. تاشکند‎; russ. Ташкент/Taschkent; früher auch Schasch oder Binkent) ist die Hauptstadt Usbekistans mit ca. 2 Mio. Einwohnern, nördlich der großen Seidenstraße an der Grenze zu Kasachstan am westlichen Rand des Tianshangebirges gelegen, Industriestadt (Energiewirtschaft, Maschinen- und Flugzeugbau, Baumwollverarbeitung, Lebensmittelindustrie), Verkehrsknoten mit U-Bahn und Flughafen, Kulturzentrum mit Universität, Hochschulen, Forschungsinstituten, Theater, Museen, Observatorium und Zoo.
Ein modernes Wahrzeichen von Taschkent ist der Fernsehturm.

 

<< Quelle des Satellitenbildes: Google Earth


Geschichte
Im 3. Jahrhundert v. Chr. wird Taschkent in den schriftlichen Quellen erstmals erwähnt. Ihr ursprünglicher Name war Tschotsch, später Toschkant, was im Chinesischen und Türkischen „Stein“ oder „Steinerne Stadt“ bedeutet. Die erste städtische Siedlung auf dem heutigen Stadtgebiet gab es bereits im 4. und 5. Jahrhundert n. Chr.
751 nehmen arabische Streitkräfte Taschkent ein und treffen auf die westlichen Vorposten der Chinesen. Damit stößt die arabische Expansion einstweilen an ihre Grenzen. Gleichzeitig breitete sich in dem Gebiet der Islam aus. Im 9. und 10. Jahrhundert fiel Taschkent an den Staat der Samaniden. Im 11. Jahrhundert wurde Taschkent zum ersten Mal als Stadt genannt.
1220 eroberte Dschingis Khan die Stadt und gliederte sie in sein Reich ein. Im 14. Jahrhundert kam Taschkent unter dem Krieger Timur Lenk und den Timuriden erneut zu Reichtum. Nach und nach eroberten einige mongolische Stämme Timurs Reich und erlangten 1510 die gesamte Kontrolle über das Gebiet.
Im 17. und 18. Jahrhundert brachte man auf dem Landweg, besonders von Taschkent aus, Handelsgüter mit Kamelkarawanen nach Norden. Besonders unter dem Zaren Peter I. (1682–1725) festigten sich auch die diplomatischen Beziehungen zwischen Russland und den mittelasiatischen Khanaten. Häufig wurden Gesandtschaften ausgetauscht.
1839 versuchte der russische Zar Nikolaus I. die Expansion der Briten in dem Gebiet zu verhindern. 1865 wurde Taschkent von russischen Streitkräften erobert und zum Zentrum des Generalgouvernements Turkestan gemacht.
Nach der Oktoberrevolution 1917 wurde Taschkent am 18. April 1918 zur Hauptstadt der Autonomen Sozialistischen Sowjetrepublik Turkestan innerhalb Russlands ausgerufen. Bei der Aufteilung der ASSR Turkestan im Jahre 1924 wurde Taschkent Teil der am 27. Oktober 1924 neu gegründeten Usbekischen SSR innerhalb der Sowjetunion, das unmittelbare nördliche Hinterland der Stadt kam jedoch zur Kasachischen SSR, sodass die Stadt zur Grenzstadt wurde. Hauptstadt der Usbekischen SSR wurde zunächst Samarkand, sodass Taschkent seine Hauptstadtfunktion vorübergehend verlor. 1930 wurde Taschkent anstelle von Samarkand zur Hauptstadt der Usbekischen SSR erklärt.
Bei einem Erdbeben am 26. April 1966 wurde die Stadt sehr stark zerstört. In den 60er und 70er Jahren wurde sie völlig neu aufgebaut.
Am 31. August 1991 wurde in Taschkent die Unabhängigkeit Usbekistans ausgerufen.

Altstadt
Die Altstadt liegt im Nordwesten Taschkents und ist der einzige Ort in der Stadt, an dem man noch einen Hauch des orientalischen Flairs genießen kann.
Der Altstadtbasar Chorsu Bazar ist einer der größten Basare der Stadt und bietet die ursprünglichsten Güter an. Nur hier ist traditionelle Handwerkskunst zu kaufen, wie z.B. volkstümliche Musikinstrumente und Kinderkrippen. Daneben gibt es aber auch Unmengen günstiger chinesischer Importware zu erwerben.
Traditionelle Gerichte genießt man am besten in der Tschigatai. Einem Stadtviertel voll kleiner Restaurants, die in den Innenhöfen der Gebäude liegen.

Infrastruktur
Die U-Bahn Taschkent entstand seit 1977 und umfasst heute 3 Linien mit 39 km Streckenlänge. Taschkent ist die einzige Stadt in Zentralasien mit U-Bahn. Neben der U-Bahn ist die Straßenbahn mit über 130 km Streckenlänge das wichtigste Verkehrsmittel der usbekischen Hauptstadt. Seit 1947 existiert auch ein Oberleitungsbus-Netz, das allerdings schrittweise zurückgebaut wird.
Das Straßennetz ist überwiegend in Form großer Boulevards angelegt und teilweise sehr erneuerungsbedürftig. Die neueren Straßen führen meist zum Amtssitz des usbekischen Präsident, wie z.B. der frühere Prospekt Kosmonavt. Diese Straßen werden zweimal täglich abgesperrt, um dem Präsidenten freie Fahrt zu bieten.

Religion
Taschkent ist Sitz des Eparchen der Russisch-Orthodoxen Kirche in Usbekistan und des Bischofs der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Usbekistan.
Die katholische Hauptkirche in Taschkent wurde 1912 gebaut und in sowjetischer Zeit zweckentfremdet. Seit 1991 gehört sie wieder zur katholischen Gemeinde Taschkent und wurde im Jahr 2000 nach Restaurationsarbeiten erneut eingeweiht. Zu diesem Zweck spendete die katholische St.-Paulus-Gemeinde in Bonn eine Orgel.

Kulturdenkmäler
Seit dem Wiederaufbau nach dem Erdbeben vom 26. April 1966 ist Taschkent eine grüne und wasserreiche Stadt mit vielen Parks und Springbrunnen. Im Zentrum der Stadt sind Bauwerke altusbekischer Architektur erhalten geblieben, so beispielsweise die Kukeldasch- und die Barak-Chan-Medresse aus dem 16. Jahrhundert.

In Taschkent wird eines der ältesten Exemplare des Korans aufbewahrt.
 

Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Taschkent


Erdbeben in Taschkent 1966:

Quelle: tethys.caoss.org (Die Seite scheint nicht mehr zu existieren)

Taschkent, April 1966

Am 26. April 1966 um 5 Uhr 22 Minuten und 52 Sek. wurde die Taschkenter Bevölkerung von einem starken Erdbeben geweckt. Es betrug 5 1/3 Punkte auf der Richterskala.

Ein weitaus kleineres Erdbeben erschütterte 1966 die Hauptstadt der Sowjetrepublik Uzbekistan, Taschkent. Die Opferzahlen waren gegen die Ashgabader Zahlen verschwindend gering. Nur der Charakter des Erdbebens beeinflußte später erheblich den Charakter der Stadt. Zwar kam kaum ein Mensch zu schaden, die Stadt wurde jedoch 2 Wochen lang erschüttert. Die Stößen waren in den stärksten Amplituden 6 Punkte, viele kleinere (man zählte ca. 200) beliefen sich auf Erdbebenstärke 3. Viele Gründerzeitbauten aus russischer Kolonialzeit wurden durch die stetige seismische Einwirkung zerstört, mehrstöckige Häuser und Ziegelsteinbauten. Die Altstadt mit ihrer einstöckigen Lehmbauten überlebte mit Rissen in den Wänden ungeschoren die Erdstösse. So waren die Opfer vor allem auf Seiten der Neustadtbewohner zu beklagen. In den Altstädten kam man mit dem Schrecken davon.

Ungeachtet der vergleichsweise geringeren Folgen rollte in den folgenden Wochen in der Sowjetunion eine wahre Hilfswelle auf die Hauptstadt der Republik Uzbekistan zu. Offensichtliche Schäden wurden von Aufräumtrupps beseitigt. Nach den Aufräumbaggern kamen die Wiederaufbaukommissionen und die Architekten. Den meisten Häusern der Altstadt wurde eine Einsturzgefährdung attestiert. In Folge weit reichender Umbaupläne kam die gesamte Innenstadt unter den Hammer. Altstadtquartiere wurden mit der Begründung der Beschädigung niedergebaggert und an Stelle der aus Einbahnstraßen bestehenden Altstadtquartiere wurden nun sozialistische Alleen projektiert. Erdbebensichere Hochhäuser, die mehreren Tausend Menschen Platz gaben, zierten in luftiger Weite zum nächsten Haus die Alleen. Drum herum sollte viel Grün die Stadt beherrschen. Hochbaute Funktionalität mit belebendem Grün drumherum.

Nach den Stadtplanern kamen die Bauarbeiter, die geplantes umsetzen sollten.

Viele von ihnen blieben und europäisierten die Stadt grundlegend. Der Umstand der Europäisierung Taschkent hatte weit reichende Folgen für die Stadt. Nun gab es ein Projekt, an dem sich die Völkerfreundschaft der Sowjetunion beweisen konnte. Auch für die jungen unabhängigen Staaten Afrikas und Lateinamerikas wurde Taschkent in Folge dessen zur Metropole. (als gemeinsames Aufbauprojekt der sozialistischen Staaten der Welt?) (Zugleich)

Es war die Initialzündung für das Kinofestival der Völkerfreundschaft, in denen vornehmlich die armen Staaten der Südhalbkugel ihren Platz fanden.

Retrospektive
Wurde der Umbau in Taschkent zu Sowjetzeiten Modernisierung genannt, steht er für die Usbeken heute für die Proletarisierung der Stadt. Die Sitten der früheren Modernisierer - heute Ungläubige und Okkupanten - wären in Folge dessen auch von Einheimischen übernommen worden und hätten einen tief greifenden Wandel verursacht. Sie unterliegt die Bewertung der Ereignisse einem ständigen Wandel.

Das Beben und die ihm folgenden Ereignisse wurden von der lokalen Bevölkerung immer mit Sinn aufgeladen. Zwischen der Kultur und dem persönlichem Leben der betroffenen Menschen und dem Naturereignis wurde eine Verknüpfung erstellt. Im Beben konnten die Opfer eine für andere im lockeren Lebenswandel bedingt Schuld auf sich geladen haben. Ihr Ruin wurde als eine göttliche Strafe gesehen.

Als Scharof Raschidov, der erste Sekretär der Kommunistischen Partei der Republik Uzbekistan 1966 das Erdbeben spürte, galt sein erster Anruf im Gebäude der Parteizentrale. Sie war weitgehend unzerstört, die Partei hatte Glück. Aussprüche aus der Zeit lassen aufhorchen. “Auch wenn alles zusammenfällt, die Parteizentrale muß stehen bleiben!”...


 

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